Wird hier "Geld verpulvert"?: B12-Ausbau: Unabhängige Bürgerinitiative für Buchloe gegen Abriss der Waldstraßenbrücke

24. Juli 2020 07:25 Uhr von Stephanie Eßer
Archivbild: Im Jahr 2008 wurde die alte Waldstraßenbrücke bei Lindenberg abgerissen. Der Ersatzneubau soll nun für den vierspurigen Ausbau der B12 ebenfalls abgerissen und dann neugebaut werden.
Archivbild: Im Jahr 2008 wurde die alte Waldstraßenbrücke bei Lindenberg abgerissen. Der Ersatzneubau soll nun für den vierspurigen Ausbau der B12 ebenfalls abgerissen und dann neugebaut werden.
Karin Hehl

Die Waldstraßenbrücke in Lindenberg bei Buchloe wurde 2008 für über 600.000 Euro neu errichtet. Für den geplanten Ausbau der B12 soll die Brücke jetzt wieder abgerissen und neu gebaut werden. "Unverständlich", meint Herbert Wintersohl, der für die Unabhängige Bürgerinitiative für Buchloe (UBI) im Stadtrat sitzt und bei der Kommunalwahl 2020 als Bürgermeisterkandidat in Buchloe angetreten war. Die Initiative kritisiert das Vorgehen und setzt sich für den Erhalt der Brücke ein.

Kritik: Gelder "verpulvert" und nicht an die Zukunft gedacht

Was Wintersohl besonders ärgert: Gelder würden "verpulvert." Denn auf die, laut dem Stadtrat, rund 625.000 Euro für den Neubau in 2008 würden nun weitere Kosten folgen. "Wir reden hier über mindestens 800.000 Euro", schätzt Wintersohl. Außerdem kritisiert er, dass damals die Anforderungen der Zukunft nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Als "unverständlich" hält der gebürtige Nordrhein-Westfale die Pläne des Staatlichen Bauamts Kempten auch deshalb, weil etwa 800 Meter hinter der Brücke die Auffahrt zur A96 folgt. Alternativ schlägt der Wahl-Buchloer deshalb eine Geschwindigkeitsbegrenzung vor der Brücke vor, sodass Verkehrsteilnehmer auch die letzten Meter zur Autobahnauffahrt verlangsamt fahren müssten. Das komme dem Lärmschutz zugute und die Brücke würde erhalten bleiben. Für den Ausbau der B12 würde das bedeuten, dass die vier Spuren der B12 im Bereich der Brücke wieder zu den aktuell drei Spuren zusammenlaufen würden.

"Kann für einen vernünftig denkenden Menschen keine Alternative sein"

Von Wintersohls Alternative hält Thomas Hanrieder, Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt in Kempten und zuständig für die Planung von Großprojekten, nichts. Das wird im Gespräch mit ihm deutlich. Als "Unsinn" bezeichnet Hanrieder den alternativen Vorschlag der Bürgerinitiative. "Es kann für einen vernünftig denkenden Menschen keine Alternative sein, ein Nadelöhr zu setzen", meint der Abteilungsleiter. Dass man die Waldstraßenbrücke im Zuge des B12-Ausbaus abreißen und neu bauen muss, sei "eine Sache, die einem weh tut." Allerdings sei es richtig, wenn man sich die Gesamtentscheidung anschaue. Auf der rund 50 Kilometer langen Ausbau-Strecke gibt es nach Angaben von Hanrieder insgesamt 77 Brücken – pro Kilometer mehr als eine Brücke. Bei jeder einzelnen habe man sehr gut überlegt, ob sie bestehen bleiben könne oder neugebaut werden müsse. Allerdings könne man von den 77 nur etwa ein Drittel 1:1 wiederverwerten. "Die Entscheidung ist nicht leicht gefallen, aber es musste so sein", meint Hanrieder. Außerdem müsse man das "große Weite" im Blick haben und "nicht nur das direkt vor der Haustür."

Vierspuriger Ausbau war 2008 nicht absehbar

Laut Hanrieder war 2008 ein Ersatzneubau der Brücke fällig, da das Bauwerk abgängig und von der Höhe beschränkt war. Ein vierspuriger Ausbau der B12 habe sich damals allerdings nicht abgezeichnet. Entsprechend habe man die breitere Fahrbahn nicht in die damalige Planung einbeziehen können. Im Jahr 2016 wurde das Projekt dann in den Bundesverkehrswegeplan in der Kategorie "vordringlicher Bedarf" aufgenommen und der Bundestag beschloss den vierspurigen Ausbau.