6-stündiger Einsatz: Schneetreiben: Bergwacht Hinterstein rettet Wanderin (39) an der Lahnerscharte

28. September 2020 11:54 Uhr von Lisa Hauger
Die Bergwacht Hinterstein hat eine 39-jährige Wanderin oberhalb des Schrecksees gerettet (Symbolbild).
Die Bergwacht Hinterstein hat eine 39-jährige Wanderin oberhalb des Schrecksees gerettet (Symbolbild).
Bild von Elias Sch. auf Pixabay

Am späten Freitagnachmittag ist eine 39-jährige Bergsteigerin an der Lahnerscharte oberhalb des Schrecksees auf knapp 2.000 m Höhe wegen dichten Nebels und Schnees nicht weitergekommen. Die Rettungsaktion der Bergwacht Hinterstein dauerte sechs Stunden - bis in die Nacht hinein. Das gibt die Bergwacht Hinterstein auf ihrer Facebook-Seite bekannt.

Frau war alleine unterwegs

Demnach war die Frau trotz schlechter Wettervorhersage alleine vom Prinz-Luitpoldhaus zur Landsberger Hütte unterwegs. An der Lahnerscharte konnte sie bei dichtem Nebel und Schneetreiben den markierten Weg nicht mehr finden. Sie setzte den Notruf ab. 

Wanderin in gutem körperlichen Zustand

Der Rettungshubschrauber CH 17 konnte die Einsatzmannschaft aufgrund der Wetterlage nur bis etwa 1.300 Meter bringen. Die Retter mussten somit noch etwa zwei Stunden bis zur Einsatzstelle wandern. Die Einsatzkräfte konnten die Frau bei Dunkelheit und 35 cm Neuschnee schließlich unverletzt an der von ihr beschriebenen Stelle finden. Die Frau hatte rund fünf Stunden bei Kälte und starkem Schneefall ausgeharrt. Trotzdem war sie noch in einem guten körperlichen Zustand, sodass die Retter mit ihr zu Fuß Richtung Hinterstein gehen konnten. 

Schneeschauer erschweren Luftrettung 

Ein Polizeihubschrauber war zwischenzeitlich in Hinterstein angekommen. Im Falle einer Wetterbesserung sollte er den Abstieg verkürzen. Trotz immer wieder einsetzender Schneeschauer wagte der Pilot den Versuch zu fliegen. Der Polizeihubschrauber konnte die Frau und das Einsatzmaterial im Bereich der Taufersalpe auf 1.300 Metern schließlich abholen und sie zur Rettungswache in Hinterstein bringen. Weitere Flüge waren laut Bergwacht wetterbedingt nicht mehr möglich: Die Bergwachtmannschaft musste weiter zu Fuß absteigen. Nach insgesamt sechs Stunden waren alle Einsatzkräfte zurück im Tal. Am Einsatz beteiligt waren 16 Einsatzkräfte der Bergwacht Hinterstein, der Rettungshubschrauber CH 17 und ein Hubschrauber der Polizei. Nach Angabe der Bergwacht muss die Gerettete den Einsatz selbst bezahlen, es sei denn, sie hat eine private Versicherung für Bergkosten. 

Bergwacht bittet um Rücksichtnahme 

In ihrem Facebook-Post bittet die Bergwacht darum, keine Kommentare zum Verhalten der Wanderin abzugeben, "auch wenn es in dem Fall ein klarer Fehler war, eine solche Tour bei den vorherrschenden Bedingungen zu unternehmen. Jeder Mensch macht Fehler und trifft mal falsche Entscheidungen. Die Bergwacht ist dazu da, Menschen zu retten unabhängig davon, warum jemand Hilfe benötigt", so die Bergwacht. 

Genauer Tourenplanung unerlässlich

Die Bergwacht weist darauf hin, dass bei Touren zu dieser Jahreszeit eine genaue Tourenplanung unerlässlich ist. Das Wetter und die frühe Dunkelheit können schnell zur Gefahr werden. Wanderer müssen die aktuellen Neuschneemengen von bis zu 50 cm in den Hochlagen der Allgäuer Alpen beachten. Da die Temperaturen in den nächsten Tagen wieder ansteigen, warnt der Bayerische Lawinenwarndienst vor Selbstauslösungen an steilen und glatten Wiesenhängen. Es ist oberhalb von 1200 m mit Gleit- und Lockerschneelawinen zu rechnen! Ebenfalls zu beachten sind die aktuellen Neuschneemengen von bis zu 50 cm in den Hochlagen der Allgäuer Alpen. Bei Temperaturanstieg in den nächsten Tagen, warnt der Bayerische Lawinenwarndienst vor Selbstauslösungen an steilen und glatten Wiesenhängen. Oberhalb von 1.200 Metern istmit Gleit- und Lockerschneelawinenzu rechnen.

Notfall am Schänzleskopf

Bereits am Donnerstag war die Bergwacht Hinterstein bis in die Nacht gefordert: Eine Leuchtrakete war im Bereich des Schänzleskopf gesichtet worden. Ein Technikfahrzeug konnte das Gebiet mit einer Drohne und Wärmebildkamera abfliegen. Wegen des Wetters war ein Hubschraubereinsatz an diesem Abend allerdings nicht möglich. Nach weiteren Recherchen durch die Polizei und Bergwacht konnte der Einsatz gegen Mitternacht abgebrochen werden.