Petition gestartet: Touristikerinnen fordern Sonderstatus für das Kleinwalsertal

1. Oktober 2020 10:48 Uhr von Julian Hartmann
Seit dem 23. September gilt das gesamte Vorarlberg und damit auch das Kleinwalsertal als Corona-Risikogebiet - und das obwohl es in der Enklave aktuell keinen einzigen Corona-Fall gibt.
Seit dem 23. September gilt das gesamte Vorarlberg und damit auch das Kleinwalsertal als Corona-Risikogebiet - und das obwohl es in der Enklave aktuell keinen einzigen Corona-Fall gibt.
Dominik Berchtold

Seit dem 23. September gilt das gesamte Kleinwalsertal als Corona-Risikogebiet - und das, obwohl es in der Enklave aktuell keinen einzigen Corona-Fall gibt. Jetzt haben Touristikerinnen aus dem Kleinwalsertal eine Online-Petition gestartet, um einer Sonderregelung für die Risikoeinstufung des Kleinwalsertals zu erreichen: "Wir fordern einen Sonderstatus für das Kleinwalsertal im Umgang mit der Corona-Pandemie zu den Regularien des Bundeslandes Bayern!", heißt es in der Petition.

Kleinwalsertal ohne Anbindung ans Oberallgäu nicht existenzfähig

Demnach soll durch eine Sonderregelung der "wirtschaftliche Ruin von hunderten Betrieben" verhindert werden. Laut den Initiatoren habe die Reisewarnung des Auswärtigen Amts in Deutschland das Kleinwalsertal unvorbereitet mit "voller Wucht" getroffen und stelle eine "Existenzfrage für die gesamte Talschaft dar." Gesellschaftlich wie wirtschaftlich sei die Region Kleinwalsertal auf Grundlage des Zollanschlussvertrages vom 01. Mai 1891 mit dem bayerischen Allgäu eng verzahnt. Ohne diese Anbindung an das Oberallgäu sei das Kleinwalsertal nicht existenzfähig. "Wir fordern daher alle Entscheidungsträger auf deutscher bzw. bayerischer und österreichischer bzw. vorarlberger Seite eindringlich auf, eine rasche und langfristige Lösung herbeizuführen", heißt es in der Petition weiter.   Initiiert haben die Aktion Bärbel Bantel (Hotel Birkenhöhe), Suzanne Hugger und Patricia Wachter (Kleinwalsertaler Rosenhof), Susanne Kerwell (Das Alphotel) und Heike Wohlgenannt (Aktiv & Genusshotel Sonnenburg).

Bürgermeister Haid unterstützt Petition 

Auch Andi Haid, Bürgermeister der Gemeinde Mittelberg, unterstützt die Petition und ruft "alle Bürgerinnen und Bürger, unsere Gäste und alle, die für unsere Situation Verständnis haben, zur Unterzeichnung" auf.  Die aktuelle Einstufung des Kleinwalsertals durch das Robert-Koch-Institut als Risikogebiet und die damit verbundenen Einreisebeschränkungen nach Deutschland sei nicht akzeptabel, so Haid. "Die Bevölkerung des Kleinwalsertals wird in unangemessener Form in ihren persönlichen Freiheiten beschränkt und wirtschaftlich geschädigt." 

Minister Gerd Müller macht sich für Sonderregelung stark

Minister Gerd Müller hat sich in einem persönlichen Gespräch mit dem Leiter des Robert Kochs-Instituts (RKI) Prof. Dr. Lothar H. Wieler für eine Rücknahme der Einstufung des Kleinwalsertals und des Tannheimer Tals als Risikogebiet ausgesprochen. "Es ist nicht akzeptabel, dass es im Zuge der Einstufung der österreichischen Bundesländer Tirol und Vorarlberg auch zu einer Einstufung der beiden Enklaven Kleinwalsertal und Tannheimer Tal als Risikogebiet kommt", so Müller. Bei der Einstufung als Risikogebiet sollte seiner Meinung nach die Faktenlage vor Ort entscheiden, so wie das in Deutschland der Fall ist. Die Auswirkungen auf die Betriebe und damit auch auf die vielen aus Deutschland kommenden Beschäftigten seien katastrophal. In dieser wichtigen Frage sei Müller nach eigener Aussage mit dem Außenminister und dem Gesundheitsminister im Gespräch. Er hofft, dass die zuständigen Minister zu einer schnellen Entscheidung im Einvernehmen mit den österreichischen Behörden kommen.

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