Mithilfe seines ehemaligen Lehrers: Nach zwei Jahren: Flüchtling Azizi (20) ist zurück in Lindau

3. Oktober 2020 13:04 Uhr von Julian Hartmann
Martina Olney, Mutter Sharifa, Farid, Samane (Freundin von Farid), Fariha, und Fereidon Azizi
Martina Olney, Mutter Sharifa, Farid, Samane (Freundin von Farid), Fariha, und Fereidon Azizi
Peter Olney

Im Juli 2018 wurde Farid Azizi nach Kabul (Afghanistan) abgeschoben, jetzt durfte er nach Lindau zurückkehren. Am Samstag Vormittag ist Azizi in München gelandet und von seiner Familie empfangen worden. In Lindau wird Azizi eine Ausbildung zum Restaurantfachmann in der Eilguthalle machen. Eine Gruppe von etwa 20 Leuten hatte sich für die Rückkehr des 20-Jährigen eingesetzt. So auch der pensionierte Realschullehrer Wolfgang Sutter, der Azizi nach dessen erster Ankunft in Lindau 2015 in Deutsch unterrichtete. "Farid war für mich ein Musterschüler", sagt Sutter. "Ich habe immer gedacht: Wenn jemand die Integration schafft, dann er." Als ihn die Nachricht von Azizis Abschiebung erreichte, sei das für Sutter "völlig überraschend" gekommen: "Da hat es mir den Teppich unter den Füßen weggezogen." Seitdem kämpfte Sutter dafür, dass Azizi zurückkehren darf. 

Abschiebung in ein fremdes Land

Der damals 18-jährige Azizi wurde nach Kabul abgeschoben. Dort habe er aber niemanden gekannt, so Sutter. Denn obwohl er in Afghanistan geboren wurde, war seine Mutter bereits früh in seiner Kindheit in den Iran geflohen. Daher verließ Azizi Kabul und ist schließlich in der türkischen Stadt Afyonkarahisar nahe Ankara gestrandet. Arbeiten durfte er dort aber nicht. Daher sorgten Sutter und derLindauer Asyl-Helferkreis "Offene Türen"dafür, dass sich Azizi in Afyonkarahisar ein Zimmer mieten und Essen kaufen konnte.

"Darf nicht in Hartz-IV-Situation kommen" 

Bei seiner Abschiebung wurde Azizi mit einer drei Jahre geltenden Einreisespeere belegt. Damit er trotzdem jetzt schon einreisen darf, mussten mehrere Faktoren gegeben sein. Zunächst brauchte Azizi einen Ausbildungsplatz. Unterstützerin Martina Okney fand in der Eilguthalle einen "sehr kooperativen Ausbildungsbetrieb". Gleichzeitig musste Azizi auch die Kosten für seine Abschiebung übernehmen - etwa 4.900 Euro. Weil er nicht so viel Geld besitzt, hat laut Sutter eine Lindauer Hilfsorganisation die Kosten übernommen. "Außerdem mussten wir den Unterhalt Azizis garantieren", so Sutter. "Er darf nicht in eine Hartz-IV-Situation kommen." 

Corona verzögert Einreise

Eigentlich hätte Azizi schon Mitte April einen Termin beim Deutsche Generalkonsulat in Izmir gehabt, um ein Visum zu beantragen. Wegen Corona war das Konsulat allerdings geschlossen. Erst für Ende August hat er einen Termin bekommen. Knapp einen Monat später dann die gute Nachricht: Der Pass und das Visum waren da. Mittlerweile ist er bei seiner Familie in Lindau angekommen.

Wie geht es für Azizi weiter?

Aizizis Ausbildung wird vermutlich bereits am kommenden Mittwoch beginnen. Sein Visum gilt zunächst für die Dauer der dreijährigen Ausbildung. Weil Restaurantfachleute Mangelware sind, stehen die Chancen gut, dass er auch nach Abschluss der Lehre in Deutschland bleiben darf. Wohnen wird Azizi in einer von seinem Ausbildungsbetrieb reservierten Wohnung - für die er selbst bezahlen wird.