Corona: "Stehen mit dem Rücken zur Wand": So sieht der Alltag im Landratsamt Lindau aus

30. Oktober 2020 14:45 Uhr von Svenja Moller
Auch in vielen Teilen von Lindau herrscht Maskenpflicht.
Auch in vielen Teilen von Lindau herrscht Maskenpflicht.
Svenja Moller

"Unser Ziel ist der Schutz der Bevölkerung", sagt der Lindauer Landrat Elmar Stegmann bei einem Pressegespräch zum Thema Corona. Man müsse den Blick von den individuellen Situationen auf die gesamte Gesellschaft richten. Immer wieder müsse Stegmann sich mit Beschimpfungen der Bürger in Mails und Social Media auseinandersetzen. Oft geht es dabei um die Maskenpflicht an Schulen. "Die Rechtslage ist, wie sie ist", rechtfertigt sich der Landrat. Deshalb habe er auch kein Verständnis für die Unterschriftenaktionen der Eltern.

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Berufspendler können sich in Bayern kostenlos testen lassen

Auch die neue Regelung, dass sich Berufspendler jetzt kostenlos in Bayern auf Corona testen lassen können, bereitet ihm Sorgen. In den vergangenen Wochen wurden 1.000 bis 1.500 Personen pro Woche im Landkreis Lindau getestet. Wegen der neuen Berufspendler-Regelung erwartet Stegmann künftige doppelt so viele Testungen. "In dieser Woche stehen wir mit dem Rücken zur Wand", gibt auch Tobias Walch, aktuell kommissarischer Leiter des Gesundheitsamts in Lindau, zu. Im Landkreis Lindau sind aktuell 494 Personen mit dem Corona-Virus infiziert. 720 Personen befinden sich in Quarantäne.Seit Donnerstag liegt der Landkreis im dunkelroten Bereich der Corona-Ampel.Vor der Corona-Krise hatte das Gesundheitsamt zehn Mitarbeiter. Jetzt sind es 74. Davon sind 18 externe Mitarbeiter, darunter auch Soldaten und Polizisten. Die Mitarbeiter tätigen pro Tag durchschnittlich 1.000 Anrufe.

Nur die Hälfte der Infektionen ist nachvollziehbar

Jeden Tag melden Arztpraxen und Testzentren die Zahl der Neuinfizierten an das Gesundheitsamt. Aktuell seien es etwa 20 pro Tag. Die Mitarbeiter müssen diese Personen abtelefonieren und alle Kontakte der vergangenen fünf Tage erfragen. Diese müssen dann kontaktiert werden. "Manchmal sind wir mit einem Fall zwei Tage beschäftigt", sagt Walch. Trotzdem könne nur die Hälfte aller Infektionen zurückverfolgt werden. Bei der anderen Hälfte sei nicht nachvollziehbar, woher die Infektion kam. Nur die Reduzierung der Kontakte kann das Virus ausbremsen. Walch appelliert deshalb an die Vernunft der Bürger, sich an die Regelungen der Regierung zu halten.