Corona: Krieg und Krisen überlebt – jetzt wird ein 91-Jähriger gegen ein Virus geimpft

27. Januar 2021 08:30 Uhr von Benjamin Liss
Fran Liss beim Impfen in Immenstadt.
Fran Liss beim Impfen in Immenstadt.
Benjamin Liss

Die einen sind noch skeptisch, den anderen geht es viel zu langsam. Fakt ist aber: Es wird bereits geimpft. Gestartet wurde mit Heimbewohnern und deren Mitarbeitern. Aktuell sind die über 80-Jährigen und Mitarbeiter von Corona-Test- und Impf-Stationen und des Rettungsdienstes an der Reihe. Auch der 91-jährige Franz Liss und seine Frau Johanna haben sich vor Kurzem impfen lassen. Dass er sich nochmal gegen ein Virus impfen lassen muss, hat den Rentner erstaunt.

Nie damit gerechnet

"Als ich am 12. Januar 1930 in Grünberg (Tschechien) geboren wurde, hätte ich nie damit gerechnet, dass ich in meinem Leben eine Pandemie mitmachen muss, die für eine Zeit lang alles verändert. Ich habe den Zweiten Weltkrieg, die Vertreibung und auch Wirtschaftskrisen miterlebt, aber mit sowas habe ich nicht gerechnet", so der Rentner. So wie er denken aktuell viele Menschen auf der Welt.

Es ging alles dann sehr schnell

"Ich will nach Möglichkeit nicht angesteckt werden und möchte auch niemanden mit dem Virus anstecken - weder meine Familie noch mein Umfeld. Ich habe zwar keine Gewissheit, ob der Impfstoff zu hundert Prozent hilft, aber es ist besser als nichts", so Franz Liss. Für seine Impfung musste der ehemalige Leiter einer großen Bekleidungsfirma mit seiner Ehefrau in das Impfzentrum nach Immenstadt. Erst vor kurzem hatten sie sich bei der Corona-Hotline des Landratsamtes gemeldet und sich auf die Warteliste setzen lassen. "Dass wir so schnell an der Reihe sind, hätten wir nicht gedacht. Der Termin kam für mich überraschend, aber ich war damit sofort einverstanden", so der 91-jährige.

Nur ein kleiner Piks 

Am Impfzentrum im Immenstädter Hofgarten angekommen, ging es dann nach einer kurzen Wartezeit los. Nach der Registrierung wurde das Ehepaar aus Sonthofen zur nächsten Station gebracht. "Der Arzt hat mit uns die Impfung besprochen, alles wurde genau erklärt und man hat sich Zeit genommen. Dann kam schon die Spritze, ein kleiner Piks in den Oberarm und schon waren wir fertig", beschreibt Franz Liss den Impf-Vorgang. Das Ehepaar bekam den Impfstoff von Biontech. Nur wenige Milliliter sind nötig, um einen Menschen vor dem Virus zu schützen. Nach der Impfung musste das Ehepaar noch in einem Wartebereich 15 Minuten warten. Dort wird überwacht, ob bei den geimpften Personen Nebenwirkungen auftreten. 

Nicht nur seine Gesundheit ist wichtig

In seinem hohen Alter ist der rüstige Rentner noch sehr aktiv. "Es geht mir nicht nur um meine Gesundheit, sondern ich muss mich auch um meine 86-jährige Frau kümmern. Nach einem schweren Unfall kann sie nicht mehr alles alleine machen, da braucht sie meine Unterstützung", erzählt er. Damit ein voller Impfschutz besteht, wird nach der ersten Impfung eine weitere Spritze verabreicht. Den Termin dafür bekommt man im Wartebereich, wo man von medizinischem Personal überwacht wird. Dass viele Menschen vor Nebenwirkungen Angst haben, kann der 91-jährige Rentner nicht ganz nachvollziehen: "Ich hatte vor einigen Jahren einen Herzinfarkt und bin 91-Jahre alt und ich spürte keine Nebenwirkungen. Ich war zwar am nächsten Tag etwas schlapp, aber das ist man nach einer Zecken- oder Grippeschutzimpfung auch.“

Jeder sollte sich Impfen lassen

Damit aber nicht nur ältere Menschen geschützt werden, wartet die Bundesregierung auf die Lieferung weiterer Dosen der verschiedenen Hersteller. "Ich würde jedem raten, sich impfen zu lassen. Ein minimales Restrisiko wird immer bleiben, aber jeder muss das selbst entscheiden, ob er sich und seine Mitmenschen schützen will. Es tut nicht weh und geht auch schnell, doch das Leben ist immer für Überraschungen gut", so der Rentner.

Einfach registrieren oder Termin vereinbaren

Wer sich im Landkreis Oberallgäu und der Stadt Kempten impfen lassen möchte, kann sich online unter www.impfzentren.bayern registrieren. Ebenso ist eine telefonische Vormerkung unter der Rufnummer 0831/20697171 möglich. Die Hotline ist täglich von 8 bis 16 Uhr erreichbar.