Bayerns Tierheime am Limit: Reise in den Tod: Tierschmuggel erreicht neue Dimensionen

6. Mai 2021 06:10 Uhr
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Bayerische Tierheime kommen wegen illegalen Welpen- und Katzentransporten an ihr Limit.
Bayerische Tierheime kommen wegen illegalen Welpen- und Katzentransporten an ihr Limit.
Deutscher Tierschutzbund, Landesverband Bayern e.V.

Immer wieder greift die Polizei in letzter Zeit illegale Tiertransporter auf. Und immer wieder ist der Bayerische Landestierschutzverband gefragt, wenn die Tiere in Quarantäne untergebracht werden müssen. Das bringt viele Tierheime in Bayern an ihre Grenzen.  Die Tiere, meist Hundewelpen und Katzenbabys, werden ihren Müttern viel zu früh entrissen. Dadurch und durch die Bedingungen beim Transport sind die Tiere oft traumatisiert. Zudem verfügen sie über keinen ausreichenden Impfschutz, sind bereits krank oder besonders anfällig für Krankheiten. "Nicht selten sterben die Tiere dann doch in den Tierheimen oder bei den Tierärzten buchstäblich unter den Fingern weg", schildert Ilona Wojahn, Präsidentin des Bayerischen Landesverbandes des Deutschen Tierschutzbundes, die schreckliche Situation.

Tierschmuggel: Tödliche Krankheiten können eingeschleppt werden

Mit den illegal geschmuggelten Tieren können zum Teil tödlich verlaufende Krankheiten und auch Erreger eingeschleppt werden, die auf Menschen übergehen können. Darauf weist der Bayerischen Landesverband hin. Für viele Krankheiten gibt es einen guten Impfschutz, wenn die Tiere rechtzeitig geimpft werden, was bei den Welpen aus illegalen Transporten selten der Fall ist.

2021 in Bayern bisher 400 illegal transportierte Tiere aufgegriffen

Am vergangenen Wochenende stoppte die Polizei in Kiefersfelden einen Transporter mit 16 Hunden. Unter den Tieren befand sich auch eine Mutterhündin mit sieben Welpen, die erst vier Tage alt waren. Junghunde aus dem gleichen Transport litten unter blutigen Durchfall und waren an Parvovirose erkrankt. Fünf Hunde kämpfen noch immer in einer Tierklinik ums Überleben. Für vier der Neugeborenen und einen Junghund war es eine Reise in den Tod. Auch am vergangenen Wochenende wurden in einem moldawischen Reisebus auf dem Weg nach Belgien auf einem Rastplatz zehn Katzenbabys und ein Beaglewelpe entdeckt. Alle Tiere sind unter acht Wochen alt, haben damit keinen Impfschutz und hätten nicht transportiert werden dürfen. Der Transporteur erwähnte, dass er die Strecke fast jede Woche fahre.

Mitte April starb die kleine Havaneserhündin "Yellow", die Mitte April aus Rumänien eingeschmuggelt wurde. Auch zwei kleine Zwergspitzen aus Bulgarien haben den Kampf gegen Parvovirose verloren. Ein weiteres Tier ringt noch mit dem Tod. Zwischen Schnaitsee und Rosenheim wurde ein etwa sieben bis acht Wochen alter todkranker Hundewelpe am Straßenrand gefunden. "Ein Tier in diesem Zustand sich selbst zu überlassen und sich aus der Verantwortung zu stehlen, ist einfach nur widerwärtig", macht Wojahn deutlich. Laut dem Bayerischen Landestierschutzverband sind das nur einige besonders traurige Beispiele aus den letzten Tagen. Die Zahl der allein dem Landesverband bekannten bisher im Jahr 2021 illegal in Bayern aufgegriffenen Tiere liegt bei etwa 400.

Haustierboom befeuert Welpenhandel

Während der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Tieren extrem gestiegen. Die bayerischen Tierschützer beobachten, dass auch Privatpersonen versuchen, mit Schmuggeltieren schnell ein paar tausend Euro zu verdienen. "Ihnen allen ist das Schicksal der Tiere egal", sagt Wojahn. "All die Appelle an Käufer und Interessenten, sich nicht nur die Anschaffung eines Haustieres gründlich zu überlegen, sondern auch keine Tiere aus dubiosen Quellen zu beziehen, sich nicht von niedlichen Fotos im Internet verführen zu lassen, scheinen kaum zum Erfolg zu führen. Die in den letzten Monaten zu beobachtende Preisentwicklung für Welpen ist nicht mehr normal", so Wojahn. Sie befürchtet, dass den Tierheimen ein Abgabeboom bevorsteht, wenn sich das Leben der Neu-Hundehalter nach der Corona-Pandemie wieder normalisiert. Wer wissentlich viel zu junge, nicht geimpfte Tiere aus dem Ausland bestellt und kauft, werde zum Mittäter im Verbrechen an den Lebewesen. Auch die EU-Politik sei in der Diskussion um angemessene Strafen gefragt.

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