E-Bike-Boom sorgt für mehr Unfälle: Immer mehr Fahrradfahrer ohne Helm unterwegs: BRK Oberallgäu appelliert

4. Juni 2021 11:54 Uhr von Julian Hartmann
Das BRK-Oberallgäu appelliert an alle Fahrradfahrer: 'Helm auf!' (Symbolbild).
Das BRK-Oberallgäu appelliert an alle Fahrradfahrer: "Helm auf!" (Symbolbild).
Julian Hartmann

"Die Zahl der verunglückten Fahrradfahrer, die wir im Rettungsdienst behandeln, hat sich merklich erhöht", sagt  Peter Fraas, der Rettungsdienstleiter des BRK Oberallgäu. Das liege auch am Boom der E- Bikes, die verstärkt von älteren Personen benutzt werden, die sonst nicht mehr Fahrrad fahren würden. Häufig werden Geschwindigkeit, Gewicht und Bremsverhalten unterschätzt. Das BRK empfiehlt daher vor Tour Probe- und Übungsfahrten auf Plätzen ohne Straßenverkehr durchzuführen. 

Was tun bei Fahrradunfällen? Das BRK gibt Tipps

Immer weniger Radler tragen einen Helm

Verschärft werden die Probleme außerdem dadurch, dass immer weniger Radler einen Helm tragen würden. Nachvollziehbar ist dies für den erfahrenen Notfallsanitäter nicht. Fraas appelliert daher an alle Allgäuer Radler: "Bitte tragt immer einen geeigneten Helm. Viele schwere Kopfverletzungen sind dadurch vermeidbar." Laut Schätzung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) könnten 60 bis 70 Prozent der tödlichen Hirnverletzungen vermieden werden, wenn alle Radfahrer grundsätzlich einen Helm tragen würden.

Zu Eitel für einen Helm?

Warum immer mehr Radfahrer auf einen Helm verzichten, darüber kann Fraas nur spekulieren: "Vielleicht ist es Eitelkeit - ein Fahrradhelm schmeichelt ehrlich gesagt den wenigsten - muss er aber auch nicht. Vielleicht ist es Leichtsinn oder Nachlässigkeit und der Gedanke, auf der kurzen Strecke wird schon nichts passieren", so der Rettungsdienstleiter. Das treffe bedauerlicherweise nicht immer zu. Im vergangenen Jahr starben rund 430 Radler im deutschen Straßenverkehr. 

Helm tragen! Kindern ein Vorbild sein

"Das Problem ist, dass man als Radler bei einem Zusammenstoß mit einem Auto oft auf die Motorhaube oder den Querholm prallt", erklärt Peter Fraas. "Dabei wird der Kopf unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen. Die Verletzungen reichen von Gehirnerschütterungen bis hin zu Schädelbrüchen oder Hirnblutungen." Er appelliert an den gesunden Menschenverstand aller Fahrradfahrer: "Ein Unfall ist schnell passiert. Tragt deshalb immer einen Fahrradhelm, auch bei Kurzstrecken, und seid damit auch Kindern ein Vorbild. Das kann unter Umständen Leben retten." 

Wichtig zu wissen

Fahrradhelme müssen nach einem Sturz ausgetauscht werden. Laut dem BRK kann auch ein versehentliches Fallenlassen schon bedenklich sein. Denn schon bei einem leichten Aufprall können Mikrorisse in der Schale entstehen, die im Ernstfall den Schutz erheblich mindern. 

Vorsichtig fahren, Keine Kopfhörer tragen

"Halten Sie sich an die Verkehrsregeln, fahren Sie auf Straßen und einspurigen Radwegen nicht gegen die Fahrtrichtung und achten Sie auf Fußgänger", appelliert das BRK. "Achten Sie als Radler auf eine gute Beleuchtung, Reflektoren und allgemein gute Sichtbarkeit. Geben Sie beim Abbiegen deutlich Handzeichen und tragen Sie keine Kopfhörer."