"Wir dürfen Gabi nicht vergessen": Bischof Bertram gedenkt in Stiefenhofen an 5-jähriges Holocaust-Opfer

8. Juni 2021 17:28 Uhr von Julian Hartmann
 Bischof Bertram vor der Gedenktafel in Stiefenhofen.
Bischof Bertram vor der Gedenktafel in Stiefenhofen.
Christoph Morlok / pba

Am Wochenende hat der Augsburger Bischof Bertram Meier mit einem Gottesdienst in Stiefenhofen an die von den Nazis ermordete Gabriele Schwarz-Eckart gedacht. Am 16. März 1943 war das Mädchen im Alter von fünf Jahren in Auschwitz vergast worden. "Wir dürfen Gabi nicht vergessen", sagte Bischof Bertram in seiner Predigt. 

Das Leben von Gabi

Kurz nach ihrer Geburt 1937 in Marktoberdorf kommt Gabi als Pflegekind auf einen Bauernhof in Stiefenhofen. Die Mutter von Gabi war Jüdin, hatte sich aber genauso wie ihre Tochter katholisch taufen lassen. Trotzdem galt Gabi in den Augen der Nationalsozialisten als Jüdin. Gabi wächst bei ihrer Pflegefamilie behütet auf. 1942 wird dann ihre leibliche Mutter in Bernburg von den Nazis ermordet. Wegen eines Dauerauftrags der Mutter, die Pflegegeld an die Pflegefamilie überwies, werden die Nazis auch auf Gabi aufmerksam. Sie wird vom Bauernhof abgeholt. Ihr Pflegevater und ein Lehrer fahren nach München und sprechen bei der Gestapo vor, um Gabi zu retten. Doch vergebens. Gabi wird nach Auschwitz gebracht und dort direkt nach der Ankunft in einer Gaskammer ermordet. 

"Mahnung, dass jeder Mensch die gleiche Würde hat" 

Nach dem Gottesdienst fand noch eine Statio an der Außenseite der Stiefenhofener Kirche statt, wo eine Gedenktafel für Gabi angebracht ist. Dort sprach Bischof Bertram ein Gebet und betonte, dass sich mit der Ermordung in Auschwitz alle Spuren des Mädchens verlieren würden: "Von ihr haben wir kein Grab, sondern nur eine Gedenktafel. Diese dient als Ausrufezeichen, um an sie im Gebet zu denken, aber auch als Mahnung, dass jeder Mensch die gleiche Würde hat."