"Schlachtung mit Achtung": Wir haben eine Schlachtung in Lauchdorf begleitet

3. August 2021 16:38 Uhr
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Wir haben Martin Mayr bei einer Schlachtung in Lauchdorf begleitet.
Wir haben Martin Mayr bei einer Schlachtung in Lauchdorf begleitet.
Benjamin Liss

Seit Ende Mai kann Metzgermeister Martin Mayr Rinder mit einer Mobilen Schlachteinheit der "IG Schlachtung mit Achtung" schlachten. Mit der mobilen Schlachteinheit wird dem Tier der leidvolle Transport zum Schlachthof erspart. Stattdessen wird das Tier in gewohnter Umgebung vor Ort geschlachtet und erst danach zur Weiterverarbeitung in eine Schlachtstätte transportiert. Wir haben Martin Mayr jetzt bei einer Schlachtung in Lauchdorf begleitet.  [video]https://www.youtube.com/watch?v=3ZMMfGKy0VM[/video]

Landwirt muss fleißig mit dem Tier trainieren 

Vor der Schlachtung muss der Landwirt oder die Landwirtin die Tiere zunächst an die Fangstände der Schlachteinheit gewöhnen. "Der Landwirt muss fleißig mit dem Tier trainieren", so Mayr. Denn nur, wenn das Tier am Tag der Schlachtung freiwillig, ohne Druck und ohne Angst, in den Fangstand geht, darf Mayr das Tier mit einem Bolzenschuss betäuben und dann innerhalb der Einheit durch Blutentzug töten.

Landwirtin glücklich über alternative Schlachtmethode

Dieses Mal soll ein Tier von Landwirtin Sabrina Käufler geschlachtet werden. Die 45-Jährige hat schon lange nach einer alternativen Schlachtmethode Ausschau gehalten, bei der die Tiere nicht transportiert werden müssen. Nun sei sie überglücklich, sagt Käufler.

Von Fernsehbeitrag inspiriert 

Über einen Fernsehbeitrag war Mayr 2018 auf "Schlachtung mit Achtung" aufmerksam geworden. Zuvor hatte er sieben Jahre lang in einem großen Schlachthof gearbeitet. Der Fernseh-Beitrag sei ihm "nicht mehr aus dem Kopf gegangen", so Mayr. Daher nahm er Kontakt zu Landwirten und dem Veterinäramt auf, um zu klären, ob das auch im Allgäu möglich ist.Nach einem mehrjährigen Prozesskonnte Mayr vor knapp zwei Monaten die erste Probeschlachtung mit der Schlachteinheit im Allgäu durchführen. Neben Förderungen vom Freistaat Bayern und dem Projekt Leader erhielt Mayr bei der Finanzierung auch Unterstützung von Landwirten und Privatpersonen. 

Tier bekommt Angst: Abbruch!

Bei der Schlachtung in Lauchdorf läuft zunächst alles nach Plan. Eines von zwei Rindern läuft, nachdem es durch Futter angelockt wurde, in den Fangstand der Mobilen Schlachteinheit. Dann wird das Tier allerdings nervös und will wieder zurück auf die Weide. Allerdings ist es in dem Fangstand fixiert. Das Tier bekommt Angst. Mayr entscheidet sich dazu, die Schlachtung abzubrechen. Er löst die Fixierung und das Tier kann wieder auf die Weide zurück. Jede Schlachtung, die Mayr mit der Schlachteinheit durchführt, wird mit einer fest installierten Kamera aufgezeichnet. So wird sichergestellt, dass das Tier auch wirklich freiwillig in den Fangstand läuft. 

"Der Verbraucher muss Tierwohl bezahlen."

Im Vergleich mit Fleisch aus konventioneller Schlachtung ist das Fleisch, das Martin Mayr verkauft, teurer. Das liegt unter anderem daran, dass er mit der Schlachteinheit nur Einzeltierschlachtungen durchführen kann. Das heißt: Er schlachtet ein Tier, zerlegt und verpackt es, reinigt die Schlachteinheit und erst dann kann er das nächste Tier schlachten. Er appelliert: "Der Verbraucher muss Tierwohl bezahlen."

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