Schutz vor Stein- und Blockschlag: Für 1,8 Millionen Euro: Lawinenschutz in Balderschwang steht

24. August 2021 10:38 Uhr von Benjamin Liss
Während im Winter 2019/2020 und 2020/2021 noch mit einer Pistenraupe der Hang oberhalb des Hotel 'Hubertus' abgetragen wurde, steht jetzt, 2,5 Jahre später, schon ein Großteil des neuen Lawinenschutzes.
Während im Winter 2019/2020 und 2020/2021 noch mit einer Pistenraupe der Hang oberhalb des Hotel "Hubertus" abgetragen wurde, steht jetzt, 2,5 Jahre später, schon ein Großteil des neuen Lawinenschutzes.
Benjamin Liss

Es war kurz nach 5 Uhr morgens, als eine gewaltige Lawinen am 1.1.2019 bei Balderschwang ins Tal rauschte. Ausgelöst wohl durch einen umgestürzten Baum, bahnte sich die Lawine ihren Weg ins Tal und kam erst an einem Hotel zum Stehen. Der Wellnessbereich sowie zwei Zimmer wurden vom Schnee regelrecht geflutet. Es entstand ein Millionenschaden. Während im Winter 2019/2020 und 2020/2021 noch mit einer Pistenraupe der Hang oberhalb des Hotel "Hubertus" abgetragen wurde, steht jetzt, 2,5 Jahre später, schon ein Großteil des neuen Lawinenschutzes.

Schwieriges Gelände

Bereits Ende Juli 2021 begannen Feuerwehr und Bergwacht mit der Fertigstellung des Steinschlagschutznetzes oberhalb des Hotels. Damit ist der erste Schutz vor Stein- und Blockschlag für die unterhalb gelegenen Bebauungen gegeben. Der gesamte technische Lawinenschutz im Abschnitt 1 soll dann im Oktober 2021 fertiggestellt sein. Dazu bringt eine Spezialfirma aus Österreich spezielle Lawinenschutznetze im steilen Gelände an. Die Kosten für den Bau des ersten Abschnitts zum Schutz von Hotel, Bergwacht und Feuerwehr betragen rund 1,8 Millionen Euro. 

Imposantes Bauwerk

Mit einer Länge von rund 550 Metern und einer Höhe von rund 3,5 Metern ist das Schutznetz schon imposant. Vom Tal kaum einzuschätzen, steht am Berg ein imposantes Bauwerk aus mehren Tonnen Stahl und Beton, das die Anker im Boden fixiert. Kompliziert war laut Christoph Wipper von der Kreistiefbauverwaltung auch die Erschließung des Baufelds auf über 1.200 Metern. Teilweise haben die Flächen eine Hangneingung von über 35 Grad. Um die Netzte zu errichten, war viel Handarbeit und der Einsatz eines "Schreitbaggers" nötig, so Wipper. Auch ein Hubschrauber kam mehrmals zum Einsatz, um die vorgefertigten Schutznetze, Beton und Stahlanker zur Baustelle zu fliegen.

Naturschutz eine Herausforderung

Laut den Verantwortlichen hat auch der Naturschutz eine wichtige Rolle bei den Bauarbeiten überhalb von Balderschwang gespielt. So wurden auch Spezialisten für Ameisen und Schmetterlinge mit in die Bauplanung einbezogen. Auch besonders geschützte Arten wie Enzian, Zauneidechsen, Thymian-Ameisenbläuling, Roter Apollo-Falter und Baumpieper leben an dem Hang auf über 1.200 Metern und sind zum Teil auf der roten Liste für besonders geschützte Arten.

Nach Lawinenabgang: Verkehrsminister Dr. Hans Reichhart besucht Balderschwang