Martin Holderied kandidiert für den Bundestag: „Der kriegt was gebacken“

18. September 2021 21:26 Uhr von im dialog

Martin Holderied kandidiert für den Deutschen Bundestag. Der 31-jährige Lindenberger setzt sich als Sozialdemokrat für Chancengleichheit, soziale Absicherung und die persönliche Freiheit für Jede und Jeden ein. Im Interview haben wir ihn zu seinen Themen, seinen Vorstellungen und seiner Motivation befragt. Im Dialog: Herr Holderied, Ihr Plakat-Slogan „Der kriegt was gebacken“ war letztens für den Gastkommentator der Allgäuer Zeitung zu locker – was steckt hinter dem Spruch? Martin Holderied: Der Spruch ist witzig, erzählt aber auch meine Geschichte. Zum einen ist mein Vater selbstständiger Bäckermeister. Ich selbst bin kein Bäcker, habe aber als Jugendlicher und später während der Semesterferien immer mitgeholfen. Zum anderen gibt es viele Themen, die wir gebacken kriegen, die wir handwerklich richtig gut umsetzen müssen. Im Dialog: Welche Themen treiben Sie um? Martin Holderied: Mir geht es seit meinem Eintritt in die SPD darum, jungen Menschen und zukünftigen Generationen die gleichen Chancen zu ermöglichen, die meine Generation hatte. Das bedeutet, dass wir den Klimawandel bekämpfen, erneuerbare Energien ausbauen und für eine sozialverträgliche Klimawende sorgen müssen. Außerdem müssen wir bei der Digitalisierung und der Ausstattung der Schulen Gas geben, damit wir in Zukunft nicht abgehängt werden. Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in Armut auf. Das hat mit Chancengleichheit nichts zu tun! Und vielen Arbeitnehmenden droht nach 45 Jahren Erwerbsleben eine Rente, die zum Leben kaum reicht. Ich möchte das ändern und den Menschen für ihre Lebensleistung Respekt zollen. Im Dialog: Wie wollen Sie konkret Ihren Respekt äußern? Nur zu klatschen hilft nicht. Martin Holderied: Ganz konkret heißt das für mich, endlich einmal zu sagen, wer die wahren Leistungsträger in unserer Gesellschaft sind. Das sind die Beschäftigten in der Pflege, im Einzelhandel oder im öffentlichen Dienst. Sie sind es, die uns durch die Corona-Pandemie gebracht haben und es immer noch tun. Respekt für ihre Leistung heißt für mich, Steuern niedriger und mittlerer Einkommen zu senken und für bezahlbaren Wohnraum und sichere Renten zu sorgen. Es bedeutet, massiv zu investieren in ein modernes Mobilitätssystem und eine flächendeckende Gesundheitsversorgung. Diese Investitionen sollen durch Steuererhöhungen für absolute Spitzenverdiener und Digitalkonzerne finanziert werden. Im Dialog: Erreichen Sie mit diesen Themen die Menschen im Allgäu? Martin Holderied: Ja, selbstverständlich! Ich bin seit Monaten im Wahlkreis unterwegs – an den Türen, für meine Filmreihe in Handwerksbetrieben, bei Veranstaltungen und Diskussionsrunden. Viele Menschen, die in der Pflege arbeiten oder Verwandte oder Bekannte in Pflegeeinrichtungen haben, machen sich Gedanken, wie die Arbeitsbedingungen verbessert werden können. Berufspendler wünschen sich bessere Bus- und Bahntakte, um weniger auf ihr Auto angewiesen zu sein und so ihren Beitrag zur Klima- und Verkehrswende beitragen können. Fast alle, egal ob jung oder alt, sorgen sich um die Zukunft – und vor allem die schulische Bildung – ihrer Kinder. Da braucht es massive Investitionen der Bundesregierung um eine „verlorene Generation“ zu verhindern. Bei fast allen Tür-zu-Tür-Besuchen höre ich jedoch vom Gefühl, dass das soziale Gefüge auseinanderdriftet. Beispiel Steuergerechtigkeit: Die Menschen haben kein Verständnis dafür, dass Digitalkonzerne wie Amazon in Deutschland jahrelang keine Steuern bezahlen. Hier hat Olaf Scholz als Bundesfinanzminister mit der globalen Mindeststeuer einen weltweiten Durchbruch erzielt – es gilt aber dranzubleiben. Im Dialog: Noch eine abschließende Frage: Was hat Sie in die Politik gebracht? Martin Holderied: Meine gesamte Familie ist sehr politisch. Mein Vater sitzt sogar für die CSU im Lindauer Kreisrat. Politische Diskussionen beim Abendessen oder Familientreffen waren bei uns Gang und Gäbe. Um da anständig mitreden zu können, musste ich mich früh mit Politik auseinandersetzen. Zur SPD bin ich durch meine Schulzeit gekommen. Ich war an einer Grundschule, an der gut 60 Prozent der Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund hatten. In der vierten Klasse sind wir von NRW nach Bayern gezogen. Dort war das Verhältnis eher umgekehrt. Allerdings fand ich es komisch, dass fast alle Schüler mit Migrationshintergrund auf die Mittelschule wechselten, während Schüler wie ich fast wie selbstverständlich aufs Gymnasium gingen. Ich bin davon überzeugt, dass die SPD die einzige Partei ist, die dafür kämpft, dass jede und jeder, im Leben die gleichen Chancen erhält. Ungeachtet ihrer Herkunft, ihres Vermögens, ihrer Religion oder sexuellen Orientierung. Die SPD setzt sich seit über 150 Jahren dafür ein, dass jedem Lebensentwurf Respekt gezollt wird. Das hat mich fasziniert und tut es noch heute.