Orden im Wert von knapp einer Million geklaut: Einbruch ins Schloss Hohenschwangau: Teil der Beute noch immer verschwunden

12. Januar 2022 07:42 Uhr von Svenja Moller
2005 wurde in das Schloss Hohenschwangau eingebrochen.
2005 wurde in das Schloss Hohenschwangau eingebrochen.
Benedikt Siegert

An einem nebligen Sonntag Anfang November 2005 kletterten mehrere Einbrecher gegen 01:50 Uhr über eine Mauer am Schloss Hohenschwangau und brachen eine Tür zum Nebenaufgang auf. Über eine Wendeltreppe gelangten sie laut dem Bayerischen Landeskriminalamt in den ersten Stock, wo sie eine weitere Tür aufhebelte, um ins sogenannte Billardzimmer vorzudringen. Dort schlugen sie mit einem Brecheisen insgesamt vier Vitrinen ein und klauten 106 kunsthistorisch wertvolle Orden. Ihr Gesamtwert wird auf knapp eine Million Euro geschätzt. Am Tag vor dem Einbruch hatten die Männer das Schloss als Touristen besichtigt.

Darmstädter wegen Einbruchs im Schloss Hohenschwangau verurteilt

Trotz einer Öffentlichkeitsfahndung kam erst im Juni 2006 Bewegung in den Fall. Das Polizeipräsidium Südhessen in Darmstadt fand eine Vielzahl von Orden und Militaria-Gegenstände im Rahmen eines Steuerstrafverfahrens bei einem damals 39-jährigen Darmstädter. Zudem wurde ein handschriftliches Bekennerschreiben von ihm gefunden, in dem er sich zu dem Einbruch im Schloss Hohenschwangau bekannte. Gleich bei der ersten Vernehmung hat der Mann sein Bekennerschreiben aber widerrufen. Eine Vielzahl an Indizien führte im Dezember 2007 zur Verurteilung des Darmstädters mit einer Strafe von fünf Jahren, ohne dass er ein Geständnis abgelegt und den Verbleib der Orden preisgegeben hatte.

Inhaftierter gesteht Einbruch

Im Juli 2009 plagte den Inhaftierten dann offenbar das schlechte Gewissen. Er gab den Einbruch nicht nur zu, sondern verriet auch die Mittäter. Darunter befanden sich neben dem 45- jährigen Hehler ein 47-Jähriger aus Neustadt/Weinstraße, ein 29-jähriger Ludwigshafener sowie die Ehefrau des Inhaftierten. Ende Oktober nahm die Polizei die Mittäter fest und fans insgesamt 57 der 106 Orden. Der Hehler hatte die Orden in Elektrogeräte (Plattenspieler, Tuner, Tapedeck) eingebaut, damit diese schwerer gefunden werden können. Auf derartige Verstecke hatte der Inhaftierte in seinem Geständnis bereits hingewiesen. Ein glücklicher Umstand für die Ermittler war, dass der Hehler die Orden gesammelt und nicht verkauft hatte. Die Mittäter wurden auch verurteilt.

Wo sind die fehlenden 49 Orden?

Im Juni 2010 wurden die Orden im Schloss Nymphenburg offiziell zurückgegeben. Doch wo sind die 49 fehlenden Orden? Laut dem LKA Bayern gibt es seit der Rückgabe 2010 keine neuen Erkenntnisse zu dem Fall. Die Ermittlungen sind abgeschlossen. Die noch fehlenden Orden sind allerdings in der Kunstdatenbank des BKA sowie auch in der bayerischen Sachfahndungsdatei ausgeschrieben.

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