Strom und Gas extrem teuer: IHK: "Allgäuer Wirtschaft blickt besorgt auf die Energiewende!"

24. Januar 2022 09:57 Uhr von IHK IHK Schwaben
Strom, Energie (Symbolbild)
Strom, Energie (Symbolbild)
Arek Socha auf Pixabay

Die IHK-Regionalversammlung Kempten und Oberallgäu sieht die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen durch extrem hohe Strom- und Gaspreise bedroht. Der Strompreis eilt in Deutschland von einem Rekordhoch zum nächsten. Die Volatilität und Entwicklungsdynamik vermögen selbst Experten nicht umfänglich zu erklären.

Wirtschaftliches Risiko

Markus Brehm, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Kempten und Oberallgäu ist besorgt: "Für die regionale Wirtschaft entwickelt sich die Strompreiskurve zunehmend zum wirtschaftlichen Risiko." Der Blick in die Zukunft ist von Unsicherheit geprägt. Die Bilanz zu den Aussagen im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung fällt gemischt aus.

Hohe Energiepreise belasten Unternehmen massiv

Die historisch hohen Stromkosten sind für viele Unternehmen eine massive wirtschaftliche Belastung. "Aktuell beobachten wir massiv steigende Strompreise. Mit dem Ausstieg aus der Kern- und Kohleenergie in den kommenden Jahren und parallel steigendem Strombedarf, wird sich diese Situation noch weiter verschärfen", betont Björn Athmer, Regionalgeschäftsführer der IHK im Allgäu. Dass die Finanzierung der EEG-Umlage über den Strompreis ab 2023 entfallen soll, sieht er als wichtigen Schritt zur Senkung der Strompreise. "Aber die Entlastung ist nicht für alle Unternehmen gleichermaßen wirksam. Gerade die energieintensive Industrie wird kaum entlastet, ist durch den Preisanstieg aber in ihrer Wettbewerbsfähigkeit besonders bedroht", so Athmer. Ähnliche Entwicklungen und explodierende Preise sind auch beim Energieträger Gas zu beobachten und kommen erschwerend hinzu.

Produktionsstandort Allgäu auf verlässliche Energieversorgung angewiesen

Das Abschalten des AKW Gundremmingen zum 31.12.2021 rückt zudem das Thema Versorgungssicherheit stärker in den Fokus. Bayerisch Schwaben wurde mit einem Schlag vom großen Stromproduzenten zum Netto-Strom-Importeur. Markus Brehm, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Kempten und Oberallgäu, bewertet die Situation: "Wir bewegen uns in einem großen Netzverbund, sodass massive Stromausfälle nicht das Problem sein sollten. Jedoch können in einer zunehmend digitalisierten Produktion schon kleine Spannungsschwankungen Maschinen stilllegen. Wir brauchen als Industriestandort weiterhin eine sehr zuverlässige, hochwertige Stromversorgung." Voraussetzung für die Stromimporte aus dem In- und Ausland sind leistungsfähige Netze. Deren Ausbau muss viel schneller und unbürokratischer vorangetrieben werden, fordert Brehm. Denn aktuell werde der Bau neuer Stromnetze durch lange Planungs- und Genehmigungsverfahren verzögert. "Es ist sehr zu begrüßen, dass die neue Bundesregierung die Planungs- und Genehmigungsverfahren erheblich beschleunigen möchte. Denn der Ausbau der Infrastruktur hält dem steigenden Strombedarf aber auch dem Ausbau der erneuerbaren Energien nicht mehr Schritt."

Lade-Infrastruktur als Voraussetzung für E-Mobilität

Laut der aktuellen Prognose des Bundeswirtschaftsministeriums ist mit einer Steigerung des Stromverbrauchs von gut 10 Prozent bis 2030 zu rechnen. Größter Treiber für einen steigenden Strombedarf ist die Elektromobilität mit all ihren Facetten. Tobias Sirch, Geschäftsführer der Autohaus Sirch GmbH, sagt zum Wandel im Automobilsektor. "Die Akzeptanz der Verbraucher für Elektro-PKWs wächst rasant, mittlerweile sehen wir uns einer stark gestiegenen Nachfrage gegenüber". Nach dem Willen der neuen Bundesregierung soll Deutschland Leitmarkt für Elektromobilität werden mit mindestens 15 Millionen Elektro-Pkw im Jahr. "Nun müssen dringlich die Voraussetzungen bei der Lade-Infrastruktur geschaffen werden. Der Engpass liegt aber nicht nur im Bereich der öffentlich zugänglichen Ladepunkte. Wenn in einem Mehrfamilienhaus nach Feierabend viele Bewohner gleichzeitig ihr Fahrzeug an einer Wechselstrom-Wallbox laden möchten, kann dies ein gängiger Hausanschluss nicht mehr leisten". Eine Lösung wird hier ein intelligenteres Netz sein. Dazu müssten allerdings auch datenschutzrechtliche Hürden genommen werden. Aus diesen Gründen blickt die Allgäuer Wirtschaft zunehmend besorgt auf die Entwicklung der Energiewende. Das Programm der neuen Bundesregierung ist ambitioniert und muss vor allem eines sein: schnell.