Bund Naturschutz Bayern: Froschwanderung in Schwaben: Zahlreiche Freiwillige sorgen für einen sicheren Weg

24. März 2022 14:52 Uhr von Redaktion all-in.de
Auch in diesem Jahr sind wieder zahlreiche Helferinnen und Helfer des Bund Naturschutz Bayern unterwegs, um Frösche, Kröten und Molche sicher über die Straße zu helfen.
Auch in diesem Jahr sind wieder zahlreiche Helferinnen und Helfer des Bund Naturschutz Bayern unterwegs, um Frösche, Kröten und Molche sicher über die Straße zu helfen.
BN

Seit einigen Tagen lockt der Frühling Kröten, Frösche und Molche aus ihren Winterquartieren. Die Stürme und kalten Frostnächte haben die Amphibien dieses Jahr länger in ihren Winterquartieren ausharren lassen. Doch jetzt sind sie seit diesen Tagen wieder unterwegs zu ihren Laichplätzen. Ab einer nächtlichen Temperatur von circa 5 °C und insbesondere bei regnerischem Wetter sind die fortpflanzungsbereiten Tiere dann massenweise auf Wanderschaft.

Über 170 Amphibienübergänge in Schwaben

Auch in allen schwäbischen Kreisgruppen des BUND Naturschutz (BN) betreuen nun freiwillige Helferinnen und Helfer, unterstützt von Straßenbaubehörden, Gemeinden und Landschaftspflegeverbänden, Schutzzäune, um diese Tiere auf dem Weg zu ihren Laichgewässern vor dem Tod auf den Straßen zu bewahren. Die bayernweite Aktion rettet jährlich 500.000 bis 700.000 Amphibien das Leben. Über 6.000 Helferinnen und Helfer sind im Einsatz. Allein im Regierungsbezirk Schwaben sind über 170 große Amphibienübergänge an Straßen bekannt. Ein Großteil von ihnen wird von Ehrenamtlichen betreut. Weitere Amphibienretter sind willkommen.

Bebauung zerstört Lebensräume

Die Zerschneidung der Landschaft, die Ausbreitung der Siedlungsgebiete und die Zerstörung von Lebensräumen stellen die Amphibien jedoch jedes Jahr vor neue Herausforderungen. Für den Erhalt der Populationen entscheidend ist die Durchlässigkeit des Raumes zwischen vielfach isolierten Lebensräumen. So können Straßen und Siedlungsgebiete für Amphibien tödlich sein. "Ohne das Engagement von mehreren Tausend Helferinnen und Helfern, die Amphibien über die Straße tragen, würde es um die Amphibienbestände in Bayern noch deutlich schlechter stehen", so der BN- Landesbeauftragte Martin Geilhufe laut Pressemitteilung. "Wir dürfen keinesfalls neue Straßen in die Landschaft bauen und müssen mit Biotopverbundachsen die Ausbreitungsmöglichkeiten für Frösche, Kröten und Molche verbessern."

Starker Rückgang der Population

Durch die menschliche Zerstörung von Kleingewässern in der Landschaft in den vergangenen 100 Jahren, sowie durch den Straßen- und Siedlungsbau und die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft ist die Populationsdichte von Amphibien in der bayerisch-schwäbischen Landschaft massiv zurückgegangen. In naturnahen Landschaften Osteuropas liegt die Amphibiendichte um ein vielfaches höher als in Bayern.

Kritik an Bauplänen der Stadt Memmingen

Ein Beispiel für den Rückgang der Populationsdichte von Amphibien ist Eisenburg. Im Jahr 2018 gab es dort noch 842 Amphibien. Im Jahr 2021 wurden nur noch 192 gezählt. Nicht begeistert war die BN-Ortsgruppe Memmingen daher von den Plänen der Stadt, im Amphibienwanderkorridor zwischen dem Eisenburger Wald und dem Laichgewässer ein Neubaugebiet zu errichten. Siedlungen mit ihren Abwassergullis, Kellerschächten und Erschließungsstraßen werden schnell zur tödlichen Falle für Amphibien. Da die Stadt an dem Neubaugebiet festhalten will, fordert die BN-Ortsgruppe als Notmaßnahme eine gefahrenreduzierte Bauweise des Neubaugebiets und Ausgleichsgewässer auf der anderen Seite von Straße und Neubaugebiet.

Wiesen und Wälder müssen erhalten bleiben

"Wir haben in den letzten Jahren in Eisenburg ohnehin schon einen dramatischen Rückgang der Amphibienpopulation erlebt", erläuterte Christiane Renz, die Betreuerin des Eisenburger Amphibienzaunes in einer Pressemitteilung des BN. "Um die Population zu erhalten, braucht es dringend Lebensraumverbesserungen und einen wirksamen Schutz von Laichgewässern, Wanderrouten und vor allem auch Lebensräumen. Wiesen und Wälder müssen als Amphibien-Habitate als wertvoll und erhaltenswert geachtet und geschützt werden. Was nützt der Schutz von Laichgewässern, wenn rund herum alles zugebaut wird". 

Ortsgruppe Memmingen appelliert an Stadt

Die BN-Ortsgruppe Memmingen hat daher auch im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Baugebiet Vorschläge für eine Verbesserung der Planung gemacht. Florian Frey, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Memmingen appelliert daher auch an die Stadt Memmingen: "Wir bitten die Stadt auf unsere Vorschläge einzugehen, um die Situation für Amphibien in Eisenburg so zu verbessern, damit Kröten, Frösche und Molche auch in Zukunft in Eisenburg eine Heimat haben."

Über 15.000 Amphibien gerettet

Insgesamt werden in Memmingen und dem Landkreis Unterallgäu an 14 Amphibienübergängen über 15.000 Kröten, Frösche und Molche von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zu ihren Laichgewässern geleitet. Falls sie den Bund Naturschutz Bayern bei dem Amphibienschutz unterstützen wollen, weitere Informationen finden Sie unter www.bund-naturschutz.de.

Autofahrer aufgepasst!

Der BN bittet alle Autofahrerinnen und Autofahrer in den kommenden Wochen um besondere Vorsicht und Rücksichtnahme.

  • Befolgen Sie die Geschwindigkeitsbegrenzungen an den Amphibienzäunen.
  • Achten Sie an den Stellen, an denen Amphibienzäune errichtet sind, auf die Helfe- rinnen und Helfer, die am Straßenrand Tiere einsammeln.
  • Reduzieren Sie Ihr Tempo auf Straßen, die an Teichen oder Feuchtgebieten vorbei- führen, auch wenn keine Warnhinweise aufgestellt sind.
  • Falls Sie eine Stelle entdeckt haben, an der viele Amphibien überfahren wurden und an der kein Schutzzaun errichtet ist, melden Sie sich bitte per Mail an: amphibien@bund-naturschutz.de