OB Schilder spricht mit Amtskollege: Katastophale Zustände in Memmingens Partnerstadt Tschernihiw

12. April 2022 12:01 Uhr von Cathrin Conradi
Oberbürgermeister Manfred Schilder (Mitte) tauschte sich mit seinem Amtskollegen Vladyslav Atroshenko aus Tschernihiw zur aktuellen Lage in der ukrainischen Partnerstadt aus. Rechts im Bild Bürgermeisterin Margareta Böckh, links Dolmetscherin Anna Kolomiiets aus Tschernihiw und Dolmetscher Viktor Weiler.
Oberbürgermeister Manfred Schilder (Mitte) tauschte sich mit seinem Amtskollegen Vladyslav Atroshenko aus Tschernihiw zur aktuellen Lage in der ukrainischen Partnerstadt aus. Rechts im Bild Bürgermeisterin Margareta Böckh, links Dolmetscherin Anna Kolomiiets aus Tschernihiw und Dolmetscher Viktor Weiler.
Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen

Seit Anfang April ist Memmingens Partnerstadt Tschernihiw im Nordosten der Ukraine wieder mit der umliegenden Region verbunden. "Wir waren 20 Tage lang isoliert", informierte Bürgermeister Vladyslav Atroshenko in einem Videogespräch mit Oberbürgermeister Manfred Schilder.

Einer Mitteilung der Stadt Memmingen zufolge sei die Lage in der Stadt katastrophal und die Infrastruktur komplett zerstört. Es gibt kein Trinkwasser, keinen Strom, keine Heizung", beschreibt Bürgermeister Atroshenko die Lage. OB Manfred Schilder sagte die Unterstützung der Stadt Memmingen zu. "Unsere Hilfe kann angesichts des Ausmaßes der Zerstörung nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Aber wir stehen zu euch und wir helfen, wo wir können", bekräftigte Schilder gegenüber seinem Amtskollegen. 13 Lastwagen mit Hilfsgütern aus Memmingen haben sich in der ersten Aprilwoche auf dem Weg nach Tschernihiw gemacht. Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn war wieder ein Videogespräch der Stadtoberhäupter möglich, zuletzt hatten sie sich am 23. Februar, einen Tag vor Kriegsausbruch, ausgetauscht.

Stadtzentrum heftig bombardiert 

Bürgermeister Atroshenko berichtete sichtlich angeschlagen von den Zerstörungen in Tschernihiw: "Unsere Stadt ist über 1300 Jahre alt, und jetzt ist sie zerstört." Er erzählte von einem russischen Kampfflieger, der eine 500-Kilo-Bombe aus 250 bis 300 Metern Höhe auf das Stadtzentrum abgeworfen habe. "Der Himmel war klar, es gab keine Wolken, aus dieser Höhe sieht man, dass da unten Menschen sind. Unser Stadtzentrum wurde bewusst heftig bombardiert."

"Was sollen wir jetzt tun? Alles ist zerstört."

Ein Großteil der Gebäude in der Stadt sei zerstört oder beschädigt. "Wenn auch neben einem Gebäude eine Bombe explodiert, gibt es eine heftige Erschütterung. Das ist wie ein kleines Erdbeben. Wir haben Fachleute, aber es ist schwer zu beurteilen, ob die Statik des Gebäudes dann noch intakt ist." Atroshenko erklärte, dass etwa ein Drittel der rund 300.000 Einwohner noch in der Stadt sei. „Was sollen wir jetzt tun? Man muss alle Straßen aufreißen, um Rohre und Leitungen zu reparieren. Alles ist zerstört.“ Im Oktober beginne die neue Heizperiode, bis dahin werde man es nicht schaffen, alle Leitungen wiederherzustellen, erklärte der Bürgermeister.

Enorme Hilfsbereitschaft der Memminger

"Die Lage in der Partnerstadt ist, wie Sie sich vorstellen können, katastrophal", sagt Alexandra Wehr, Pressesprecherin der Stadt Memmingen. Die Stadt Memmingen habe Hilfsgüter wie Babynahrung, Hygieneartikel und vieles mehr gesammelt - 13 Lastwagen mit Hilfsgütern aus Memmingen machten sich auf den Weg in die Partnerstadt Tschernihiw. Die Hilfsbereitschaft der Memmingerinnen und Memminger sei enorm.

Aktuell 470 Ukrainer in Memmingen

Da auch zahlreiche persönliche Beziehungen zwischen den Bürgerinnen und Bürgern in Tschernihiw und in Memmingen bestehen, haben einige Menschen aus Tschernihiw, denen die Flucht aus dem Kriegsgebiet gelungen ist, in Memmingen Zuflucht gefunden. Insgesamt leben aktuell über 470 Geflüchtete aus der Ukraine in Memmingen.

Online-Anmeldung für Einwohnermeldeamt

Einwohnermeldeamt und Ausländeramt der Stadt Memmingen in der Großzunft am Marktplatz zählen aktuell zu den ersten Adressen für ukrainische Geflüchtete nach ihrer Ankunft in der Stadt. Wer in Memmingen ein Quartier bei privaten Gastgebern oder in einer dezentralen Unterkunft der Stadt erhalten hat, meldet sich zunächst im Einwohnermeldeamt an und erhält dann einen Termin zur Registrierung im Ausländeramt. Bislang ist die Anmeldung im Einwohnermeldeamt ohne Termin möglich, was allerdings zu längeren Wartezeiten führen kann. Um dies zu vermeiden, ist für die Anmeldung im Einwohnermeldeamt nach den Osterferien ab Montag 25. April, vorab eine Terminvereinbarung notwendig.Eine Anmeldung ist online möglich sowie telefonisch unter 08331 850-327. Bislang haben sich im Ausländeramt 470 Menschen auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine angemeldet. Das weitere Vorgehen wird nach der Anmeldung mit dem Ausländeramt geklärt. Das Einwohnermeldeamt leitet die neu angemeldeten Geflüchteten direkt dorthin weiter.

Kostenlose Sprachkurse

Für Geflüchtete aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine bietet die Volkshochschule Memmingen (Vhs) einen kostenlosen Deutschkurs für Anfänger ohne Vorkenntnisse an. Der Kurs startet direkt nach Ostern am Dienstag, 19. April. In dem "Willkommenskurs auf Deutsch" können die Teilnehmer lernen Alltagssituationen in der deutschen Sprache zu meistern.

Beschreibung des Kurses auf ukrainisch

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