Ist GW999m zurück?: Wolf tappt bei Balderschwang in Fotofalle

28. April 2022 08:05 Uhr von Cathrin Conradi
Schon am 8. November 2021 wurde in einem abgelegenen Gebiet bei Balderschwang ein Wolf von einer Fotofalle aufgenommen.
Schon am 8. November 2021 wurde in einem abgelegenen Gebiet bei Balderschwang ein Wolf von einer Fotofalle aufgenommen.
Naturparkt Nagelfluhkette e.V.

Das Bild lässt kaum Zweifel zu: Bei dem abgebildeten Tier handelt es sich laut dem Bayerischen Landesamt für Umweltschutz in Ausgburg um einen Wolf, der in einem abgelegenen Gebiet bei Balderschwang in eine Fotofalle getappt war. Das Bild ist allerdings nicht aktuell, sondern von Anfang November vergangenen Jahres. Erst jetzt sind die Ranger des Naturparks Nagelfluhkette überraschend bei der Sichtung von Bildmaterial auf das Foto gestoßen. 

Ist es das Männchen GW999m?

Ob es sich bei dem Wolf um das Männchen mit der Kennung GW999m handelt, das in den vergangenen Jahren immer wieder mal durch das Oberallgäu und Vorarlberg streunte, kann auf Basis des Fotos nicht bewiesen werden. Rolf Eberhard, Leiter des Naturparks Nagelfluhkette in Immenstadt, will es es aber nicht ausschließen. Andere Hinweise wie zum Beispiel DNA-Spuren oder Risse von landwirtschaftlichen Nutztieren sind bislang nicht aufgetaucht.

SCALP-Kriterien für Wölfe

Die SCALP-Kriterien wurden als Grundlage für ein standardisiertes Monitoring von einer alpenweiten Expertengruppe ausgearbeitet und werden laufend fachlich weiterentwickelt. Die Abkürzung steht für "Status and Conservation of the Alpine Lynx Population". Die Methodik wird europaweit für das Monitoring der großen Beutegreifer verwendet. Dabei werden Meldungen nach ihrer Überprüfbarkeit kategorisiert:

  • C1: Fakten, Nachweise wie Lebendfang, Totfund, genetischer Nachweis, Bildmaterial, Telemetrieortung
  • C2: Bestätigte Hinweise wie Risse oder Spuren
  • C3: Nicht bestätigte Hinweise wie Ereignisse, die nicht überprüft wurden bzw. in der Regel nicht überprüfbar sind (zum Beispiel Sichtungen ohne Bildmaterial, Rufe)

Sicheres Verhalten bei Wolfskontakt

Der Wolf reagiert auf den Anblick von Menschen vorsichtig, aber er ergreift nicht immer sofort die Flucht. Oft zieht sich das Tier langsam und gelassen zurück. Falls doch eine Begegnung stattfinden sollte, rät das Bayerische Landesamt für Umweltschutz zu diesen Verhaltensregeln:

  • Haben Sie Respekt vor dem Tier.
  • Laufen Sie nicht weg. Wenn Sie mehr Abstand möchten, ziehen Sie sich langsam zurück.
  • Falls Sie einen Hund dabeihaben, sollten Sie diesen in jedem Fall anleinen und nahe bei sich behalten.
  • Wenn Ihnen der Wolf zu nahe erscheint, machen Sie auf sich aufmerksam. Sprechen Sie laut, gestikulieren Sie oder machen Sie sich anderweitig deutlich bemerkbar.
  • Laufen Sie dem Wolf nicht hinterher.
  • Füttern Sie niemals Wölfe - die Tiere lernen sonst sehr schnell, menschliche Anwesenheit mit Futter zu verbinden und suchen dann eventuell aktiv die Nähe von Menschen.

Wolf für Menschen selten gefährlich

Im Zeitraum von 2002 bis 2020 fanden Wissenschaftler vom Norwegischen Institut für Naturforschung (NINA) belegten weltweit 489 Angriffe, von denen 26 tödlich endeten. Schwerpunktregionen für Konflikte sind der Iran, die Türkei und Indien. Der Großteil (78 Prozent) der Angriffe lässt sich auf eine Erkrankung mit Tollwut zurückführen. Anders lesen sich die Ergebnisse für Europa und Nordamerika: Hier gab es in den 18 Jahren insgesamt 14 von Wölfen angegriffene Menschen, von denen zwei Fälle (beide in Nordamerika) tödlich waren. Die Tollwut ist hier ausgerottet, nur ein Fall in Kroatien ließ sich auf ein tollwütiges Tier zurück führen. Ein Angriff durch einen Wolf, wie auch durch andere Wild-, Nutz- oder Haustiere, kann niemals völlig ausgeschlossen werden. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch äußerst gering.

Monitoring zur Prävention

Ein aktives Wolfsmonitoring ist daher grundlegend, um solche Vorfälle zu verhindern sagen Expteren des Bund Naturschutz (NABU) ist klar: So können Tiere mit auffälligem Verhalten frühestmöglich registriert werden. Zur Prävention eines solchen Verhaltens gehört zudem, dass menschliche Nahrungsquellen für Wölfe nicht zugänglich sind. Sie sollen gar nicht erst Interesse an Menschen erlangen, was jedoch durch gezielte oder unbeabsichtigte Anfütterungen entstehen könnte.

Sicherheit an erster Stelle

Die Sicherheit des Menschen steht an erster Stelle, sodass im Notfall auch der Abschuss eines auffälligen Wolfes gerechtfertigt ist. Die Studie hilft jedoch, das tatsächliche Risiko sachlich einschätzen zu können, Ursachen zu identifizieren und Handlungsoptionen aufzuzeigen.