Cybertrading: Nach groß angelegtem "Action Day": Anklage gegen mutmaßlichen Callcenter-Manager

18. Mai 2022 15:32 Uhr von Redaktion all-in.de
Die Zentralstelle Cybercrime Bayern hat Ende April 2022 gegen ein mutmaßliches Mitglied der Führungsebene einer international operierenden Bande von Anlagebetrügern Anklage erhoben. (Symbolbild)
Die Zentralstelle Cybercrime Bayern hat Ende April 2022 gegen ein mutmaßliches Mitglied der Führungsebene einer international operierenden Bande von Anlagebetrügern Anklage erhoben. (Symbolbild)
Anja Lachenmayer

Die Zentralstelle Cybercrime Bayern hat Ende April 2022 gegen ein mutmaßliches Mitglied der Führungsebene einer international operierenden Bande von Anlagebetrügern Anklage erhoben. Vorangegangen waren umfangreiche Ermittlungen zusammen mit der Kriminalpolizeiinspektion Neu-Ulm, die zur Festnahme des 34-jährigen albanischen Staatsangehörigen geführt hatten. Ihm wird gewerbs- und bandenmäßiger Betrug in Form des sogenannten Cybertradings zur Last gelegt. Er muss sich vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Augsburg verantworten. Der 34-Jährige soll ab 2016 in hochrangiger Funktion Teil einer international operierenden und professionell organisierten Tätergruppierung gewesen sein, die sich zur fortdauernden Begehung von Betrugstaten in der Form des betrügerischen Cybertradings zusammengeschlossen hatte.

Opfer zu vermeintlichen Investitionen bewegt

Die Gruppe betrieb auf zahlreichen Domains unter anderem die Trading-Plattformen FXC Markets, World FXM, CFX Point, CFD Global, Bit FX Markets, IFX Banc, Bit Cap CM, FX Optex Groups und Agricoxq. Seit März 2017 wurde dazu ein Callcenter im Kosovo betrieben. Aus diesem heraus wurden zahlreiche Opfer aus dem deutschsprachigen Raum zu vermeintlichen Investitionen in verschiedene Finanzprodukte bewegt. Die Gruppierung hatte auch die Bürger anderer Staaten, zum Beispiel aus dem englischsprachigen Raum, im Visier und verursachte insgesamt einen Schaden im zweistelligen Millionenbereich. In dem Verfahren war es im März 2021 auf Initiative der Zentralstelle Cybercrime Bayern und der Kriminalpolizeiinspektion Neu-Ulm zu umfangreichen operativen Maßnahmen im Kosovo gekommen, an denen neben bayerischen Ermittlern insgesamt über 240 kosovarische Polizeibeamte beteiligt waren. Unter den seinerzeit verhafteten Tatverdächtigen war auch der Angeschuldigte, der zwischenzeitlich nach Deutschland ausgeliefert wurde.

Angeklagter für Schaden von über vier Millionen Euro verantwortlich

Nach dem Ergebnis der Ermittlungen soll er bis zu seiner Festnahme als sogenannter CEO eines Callcenters tätig und dabei umfassend in dessen Organisation und Leitung eingebunden gewesen sein. Ausgehend von den bekannten Anzeigen deutscher und einiger österreichischer Opfer soll der Angeschuldigte für einen Schaden von über vier Millionen Euro verantwortlich sein und selbst Taterträge im sechsstelligen Bereich vereinnahmt haben. Über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens muss jetzt eine Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Augsburg entscheiden. Für gewerbs- und bandenmäßigen Betrug sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren vor.