Zahl der Fälle steigt: "Sextortion": Wieder ein junger Allgäuer mit Sex-Video erpresst!

6. Juli 2022 13:49 Uhr von Redaktion all-in.de
'Sextortion': Die Allgäuer Polizei warnt, weil es immer mehr Fälle dieser Erpressung mit Sex-Videos gibt. (Symbolbild)
"Sextortion": Die Allgäuer Polizei warnt, weil es immer mehr Fälle dieser Erpressung mit Sex-Videos gibt. (Symbolbild)
Imago Images

"Sextortion": eine Erpressungsmasche, bei der die Täter die Opfer mit intimen Video-Aufnahmen um viel Geld bringen. Die Zahl der "Sextortion"-Fälle steigt - auch im Allgäu. Im Landkreis Ostallgäu ist das jetzt einem 21-jährigen Mann passiert.

Aktueller Fall im Ostallgäu: Mann (21) um dreistelligen Betrag erpresst!

Unbekannte hatten den 21-Jährigen vor kurzem auf einer sozialen Netzwerkplattform angeschrieben. Sie animierten ihn, sich live während eines Videoanrufes auszuziehen. Die Täter filmten das Ganze und erpressten den Mann anschließend mit dem Video: Entweder Geldzahlung oder Veröffentlichung des Videos. "Der Geschädigte bezahlte letztendlich einen dreistelligen Betrag in der Hoffnung, dass der Täter das Video löschen würde", heißt es im Polizeibericht. Als die Erpresser dann nochmals Geld forderten, entschied sich der der junge Mann dazu, Anzeige zu erstatten.

Die Polizei beschreibt, wie die Erpresser vorgehen:

Aus einem harmlosen Flirt wird eine handfeste Erpressung: Bei "Sextortion" lernt der Betroffene zunächst eine fremde Person über ein soziales Netzwerk kennen. Der Betroffene und die fremde Person kommunizieren miteinander. Mit dem Ziel, das potentielle Opfer dazu zu überreden, sich vor seiner Webcam auszuziehen und sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen, lenken die Täter die Kommunikation schnell auf eine Video-Telefonie um. Dabei zeichnen sie diese sexuellen Handlungen auf und drohen im Anschluss daran, dieses Video oder Bild im Internet zu veröffentlichen, falls der geforderte Geldbetrag nicht gezahlt würde.

Auch Frauen und Kinder betroffen

Das Phänomen "Sextortion" betrifft mehrheitlich zwar Männer, aber auch Frauen und Kinder können davon betroffen sein. Zuletzt gab es einenFall von sogenanntem "Cybergrooming", das artverwandt ist mit "Sextortion", im Landreis Neu-Ulm: Hier wurde ein Mädchen im Grundschulalter dazu aufgefordert, sich vor der Kamera auszuziehen. Meistens sind die Drahtzieher in Banden organisiert, operieren vom Ausland aus oder nutzen sogenannte Bots, um ihre Erpresserschreiben per Mail zu verteilen.

"Sextortion" - die Zahlen im Polizeipräsidium Schwaben Süd-West:

  • Jahr 2021: 231 Fälle gemeldet
  • Jahr 2022 bis Ende Juni: 162 Fälle gemeldet (jahresbereinigt +40 Prozent)
  • Jahr 2021: 28 für die Erpresser erfolgreich
  • Jahr 2022 bis Juni: 37 für die Erpresser erfolgreich
  • Schaden 2021: über 67.000 Euro Schaden
  • Bis Ende Juni 2022: knapp 45.000 Euro Schaden

Allein im Landkreis Ostallgäu gab es heuer bis Juni schon 26 Fälle, letztes Jahr noch 45 insgesamt. Die Polizei geht auch hier von einer Steigerung der Fallzahlen für das gesamte Jahr aus.

Die Tipps der Polizei: So können Sie sich vor sexueller Erpressung schützen!

  • Nehmen Sie keine Freundschaftsanfragen von fremden Personen an.
  • Prüfen Sie regelmäßig Ihre Account- und Privatsphäre-Einstellungen.
  • Seien Sie zurückhaltend mit der Veröffentlichung persönlicher Daten wie Anschrift, Geburtsdatum oder Arbeitgeber.
  • Stimmen Sie nicht vorschnell einem Videochat zu.
  • Im Zweifel: kleben Sie die Chat-Kamera zunächst ab, um lediglich verbal zu kommunizieren und das Geschehen zu beobachten.
  • Stimmen Sie keinen Entblößungen oder intimen Handlungen in Videochats zu, wenn Sie die Person erst seit Kurzem kennen.
  • Halten Sie Betriebs- sowie Virenschutz-Systeme auf Ihren online-genutzten Endgeräten wie Smartphone, Laptop, Tablet oder Computer immer auf dem aktuellen Stand, um sich vor Schadsoftware, sogenannter Malware, zu schützen. Es gibt Malware, die Ihre Webcam problemlos aktiviert und Sie damit jederzeit filmen kann.

Falls Sie bereits erpresst werden:

  • Überweisen Sie kein Geld. Die Erpressung hört nach der Zahlung meist nicht auf.
  • Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
  • Kontaktieren Sie den Betreiber der Seite und veranlassen Sie, dass das Bildmaterial gelöscht wird. Nicht angemessene Inhalte kann man dem Seitenbetreiber über eigens hierfür eingerichtete Buttons melden.
  • Brechen Sie den Kontakt zu der anonymen Person sofort ab, reagieren Sie nicht auf Nachrichten.
  • Sichern Sie die Chatverläufe und Nachrichten mittels Screenshot.

Ist es bereits zu spät und Sie haben bereits eine Überweisung getätigt,kontaktieren sie schnellstmöglich ihren Kreditkartenanbieter oder ihre Bank. Es ist eventuell noch eine Rückholung des Geldes möglich. Wenn das Geld bereits auf dem Zielkonto eingegangen ist, kann diese Bank kontaktiert werden.