Täter werden brutaler und skrupelloser: Kampf gegen Geldautomatensprenger: Banken und Polizei wollen enger zusammenarbeiten

22. Juli 2022 15:52 Uhr von Redaktion all-in.de
Immer wieder kommt es vor, dass unbekannte Täter in Bayern Geldautomaten sprengen. Wie hier in Memmingen richten die Täter immer großen Schaden an. Das LKA Bayern will zur Bekämpfung der Täter nun enger mit den Banken zusammenarbeiten. Das ist in einer Gesprächsrunde am 19. Juli beschlossen worden. (Archivbild)
Immer wieder kommt es vor, dass unbekannte Täter in Bayern Geldautomaten sprengen. Wie hier in Memmingen richten die Täter immer großen Schaden an. Das LKA Bayern will zur Bekämpfung der Täter nun enger mit den Banken zusammenarbeiten. Das ist in einer Gesprächsrunde am 19. Juli beschlossen worden. (Archivbild)
Svenja Moller

Sie kommen meist in der Nacht, fahren schnelle Autos, sind nach wenigen Minuten wieder weg – und hinterlassen einen gewaltigen Schaden. Geldautomatensprenger schlagen auch in Bayern immer wieder zu und gehen dabei äußerst professionell und brutal vor. Weil die Täter immer häufiger sogenannten "Festsprengstoff" verwenden und auch vor Automaten in Wohnkomplexen nicht zurückschrecken, warnt das Bayerische Landeskriminalamt in einer Pressemitteilung von einer erheblichen Gefahr für die Allgemeinheit.

Geldautomatensprengungen im Allgäu

Allein im Jahr 2022 kam es bis zum 19. Juli bereits zu 15 Sprengungen. Auch im Allgäu kam es immer wieder zu Sprengungen. So wurdeMitte Juli schlugen unbekannte Täter in Ettenbeuren zu.  Täter werden immer Skrupelloser Oberstaatsanwältin Dr. Ursula Redler von der Staatsanwaltschaft Bamberg erklärt: "Aktuell ermitteln wir in sechs Fällen zusätzlich wegen eines versuchten Tötungsdeliktes. Der Grund dafür ist, dass die Täter keine Rücksicht darauf genommen haben, ob Personen, die in unmittelbarer Nähe zu den Automaten wohnen, geschädigt werden können." Die Staatsanwaltschaft Bamberg führt gemeinsam mit Ermittlern des LKA aktuell die meisten derartigen Verfahren in Bayern.

Polizei will Täter "mit allen Mitteln" verfolgen

Aus diesem Grund lud der Präsident des Bayerischen Landeskriminalamtes, Harald Pickert, am Dienstag, den 19. Juli 2022 zu einer Gesprächsrunde eingeladen. Mit dabei waren Vertreter des Bayerischen Bankenverbandes, des Genossenschaftsverbandes Bayern, des Sparkassenverbandes Bayern, der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Bayern, des Gesamtverbandes der Versicherer und der Staatsanwaltschaft Bamberg. Wie Pickert in der Pressemitteilung erklärt, könne die Polizei nur mit einer Kombination aus Repression und Prävention erfolgreich gegen die Täter vorgehen. "Unser Ziel ist es, die Täter mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu verfolgen und gleichzeitig die Banken bei den vorbeugenden Schutzmaßnahmen so gut wie möglich zu unterstützen", so Pickert. 

Täter meist in Kleingruppen unterwegs

Umfassende Analysen und Auswertungen von LKA-Experten haben gezeigt, dass die Geldautomatensprenger meist in Kleingruppen agieren und für die Tatbegehungen aus den Niederlanden einreisen. Aus diesem Grund nutzen diese Täter meist hochmotorisierter Fahrzeuge. Ihre Ziele sind oft Automaten und Filialen, die verkehrsgünstig an Autobahnen oder Schnellstraßen liegen. Die Täter berücksichtigen vermutlich auch die Typen von Geldautomaten und bestimmte Sicherheitsvorkehrungen. Zusammenarbeit soll intensiviert werden Diese und weitere Faktoren können aus Sicht der Ermittler im Bereich der Vorbeugung von Vorteil sein. Aus diesem Grund soll ein Informationsaustausch zwischen der Polizei und den Banken etabliert, beziehungsweise intensiviert werden. LKA-Präsident Harald Pickert möchte dabei auf die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Polizei und Bankenbranche aufbauen. Bereits seit 2011 findet unter der Leitung des LKA regelmäßig das "Bayerische Bankengespräch" statt. Dank dieser Plattform erfolgte schon zu zahlreichen Deliktsfeldern und Problemstellungen ein zielgerichteter und erfolgreicher Austausch zwischen der Kreditwirtschaft, der Deutschen Bundesbank und der Bayerischen Polizei. Dieses Netzwerk soll zukünftig auch zur Bekämpfung der Geldautomatensprengungen verwendet werden.

Abschreckung der Täter

Im Rahmen der Gesprächsrunde am Dienstag stellten Präventionsexperten auch Maßnahmen zur Abschreckung der Täter vor. So konnten zum Beispiel Banken in den Niederlanden und in Frankreich die Zahl der gesprengten Automaten deutlich reduzieren, indem sie Systeme verbauten, die das noch im Automaten befindliche Bargeld durch Farb- oder Klebepatronen im Falle einer Explosion unbrauchbar machen. Wenn die Chance auf eine erfolgreiche Tatausführung sinkt und gleichzeitig die Gefahr einer Festnahme steigt, schreckt das selbst professionell agierende Banden dauerhaft ab. Als praktisches Beispiel verwies Polizeipräsident Harald Pickert hier auf die erfolgreiche Bekämpfung von Bankräubern. Dank Präventivmaßnahmen konnte die Fallzahl deutlich reduziert werden. 

Vorgehen in den Niederlanden

Bezogen auf die Sprengung der Geldautomaten haben unsere Nachbarn aus den Niederlanden diesen Ansatz noch ausgebaut. So wurde eine Strategie zur Reduzierung der Tatgelegenheiten verfolgt. Dort schließen Banken daher nachts teilweise ihre Selbstbedienungsfilialen oder bauen besonders gefährdete Bankautomaten komplett ab.

Teilnehmer der Gesprächsrunde sind zuversichtlich

Nach der Besprechung in den Räumlichkeiten des LKA zeigten sich alle Anwesenden zuversichtlich, dass der Schulterschluss zwischen Strafverfolgungsbehörden und Privatwirtschaft ein entscheidender Schritt zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen ist.