Gerichtliche Aufarbeitung: Tierskandal Bad Grönenbach: Gerichts-Prozess gegen Vater und Sohn beginnt!

11. August 2022 13:06 Uhr von Redaktion all-in.de
Erschreckende Aufnahmen der Soko Tierschutz haben den Tierskandal in Bad Grönenbach ins Rollen gebracht.
Erschreckende Aufnahmen der Soko Tierschutz haben den Tierskandal in Bad Grönenbach ins Rollen gebracht.
Soko Tierschutz

Seit Juli 2019 haben mehrere Tierskandale um skandalöse Zustände auf Landwirtschaftlichen Betrieben die Menschen im Allgäu erschüttert. Jetzt haben die Skandale ein Nachspiel vor Gericht. Wie das Landgericht Memmingen mitteilt, beginnt am Dienstag, den 20. September vor der großen Strafkammer ein "umfangreiches Verfahren gegen zwei Landwirte aus Bad Grönenbach" - Vater (68) und Sohn (25) stehen vor Gericht. Den beiden Angeklagten droht eine massive Geldstrafe, wenn nicht gar eine Gefängnisstrafe bis zu drei Jahren.

Bundesweite Schlagzeilen und heftige Proteste

Johann Baptist H. und Florian H. sollen demnachunter anderem zahlreiche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz begangen haben- der bundesweit bekannt gewordene sogenannte "Tierskandal Bad Grönenbach". Es gab zahlreiche Proteste von Tierschützern, im Juli 2020 sogar einegrößere Demonstration mit 200 Teilnehmern in Bad Grönenbach. Auf den Tierskandal hin gab es auch massive Kritik in Richtung Veterinäramt und Landratsamt Unterallgäu. In einer Podiumsdiskussion in Kempten, veranstaltet von der SOKO Tierschutz, die den Skandal ins Rollen gebracht hatte, haben Bürgerinnen und Bürger, Landwirte und Politik heftig über etwaige Fehler diskutiert.

Rinder verwahrlost, teilweise Notschlachtung!

Der Vorwurf laut der Pressemitteilung: "Die Angeklagten unterhielten im Tatzeitraum zwischen Juli und November 2019 Milchviehbetriebe in Bad Grönenbach, Dietmannsried und Kempten. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, Rinder nicht ausreichend versorgt zu haben, sodass diese verwahrlosten, erkrankten und letztendlich, da sie auch nicht die erforderliche tierärztliche Behandlung erhielten, im Rahmen der Kontrollen der Hofstellen teilweise notgetötet werden mussten. Die Tatvorwürfe betreffen insgesamt 54 Kühe und Kälber." Vater und Sohn haben bereits ein vorläufiges Halte- und Betreuungsverbot.

So hat sich der Tierskandal im Allgäu entwickelt

Weitere Verfahren gegen Vater und Sohn

Gegen beide laufen auch noch weitere Verfahren, in drei davon hat das Gericht gemeinschaftlich Anklage erhoben. Eines betrifft nur den Vater. Auch diese Tatvorwürfe sind Gegenstand des im September beginnenden Verfahrens:

  • Johann Baptist H. (dem Vater) wird demnach vorgeworfen, im Oktober 2018 insgesamt 15 Kühe für knapp 29.000 Euro gekauft zu haben und, wie von ihm von vornherein geplant, nicht bezahlt zu haben.
  • Beide sollen seit 2015 Arbeitnehmer in ihren landwirtschaftlichen Betrieben beschäftigt haben, die nicht angemeldet waren. Schaden für die Sozialkassen: Beiträge in Höhe von mehreren 10.000 Euro sollen nicht abgeführt worden sein.
  • Weiterer Anklagepunkt: Zwischen Mai und Oktober 2020 sollen die beiden eine Kiesgrube gefüllt haben, für die sie keine Genehmigung hatten. "Da die Voraussetzungen für die Erteilung einer Genehmigung nicht vorlagen, sollen sich die beiden Angeklagten Entsorgungskosten in Höhe von 270.000 Euro erspart haben", heißt es von Seiten der Anklage.
  • Und schließlich sollen Anfang August 2020, als der Skandal längst im Rollen war und Staatsanwälte bereits Anklage erhoben hatten, beide Angeklagte Anfang August 2020 durch die Betreuung von Rindern in der Hofstelle in Bad Grönenbach gegen das vorläufige Halte- und Betreuungsverbot verstoßen haben.

Insgesamt sind 15 Verhandlungs-Termine vorgesehen. Das Urteil wird Ende Oktober erwartet.Alle wichtigen Informationen zu dem Skandal finden Sie auf unserer Themenseite.