Abenteuer: Zwei Frauen auf Tour: Zu Pferd vom Allgäu in den Schwarzwald an den Titisee

13. August 2022 17:01 Uhr
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Jessica Häp und Laura Zinsmeister ritten mit ihren Pferden Annie und Sam vom Bodensee bis in den Schwarzwald.
Jessica Häp und Laura Zinsmeister ritten mit ihren Pferden Annie und Sam vom Bodensee bis in den Schwarzwald.
Jessica Häp

Es ist der Traum jeder Reiterin: Einmal mit dem Pferd auf große Tour gehen. Für die Immenstädterin Jessica Häp (42) und die Kemptenerin Laura Zinsmeister (28) ist der Traum vor kurzem war geworden. Mit dem Pferd ging es für die Allgäuerinnen vom Bodensee in Richtung Titisee. Da die beiden keinen Fahrer hatten, ritten sie mit zwei großen und zwei kleinen Satteltaschen in Richtung Schwarzwald. In sieben Tagen schafften sie rund 200 Kilometer. Gestartet waren die beiden mit ihren Pferden Annie (8) und Sam (11), beides "American Quarter Horses", in Friedrichshafen mit Ziel Titisee. Wir haben Jessica und Laura gefragt, wie sie auf die Idee kamen, so eine Tour zu starten, und was es für Überraschungen gab.

Wie kam es dazu, dass ihr bis in den Schwarzwald reitet?

Laura:Am Anfang war es ein „ Was wäre wenn…“. Wir waren letztes Jahr schon auf einigen 2-3 Tages-Wanderritten unterwegs. Es störte aber, dass der Radius begrenzt war. So äußerte Jessie eines Tages beim Zurückreiten den Wunsch, einmal mit dem Hänger irgendwohin zu fahren und dann immer weiter zu reiten. Laura war sofort begeistert von der Idee. Das Ziel - der Titisee - war schnell gefunden und dann ging es dieses Jahr im März los mit Strecken suchen, Übernachtungsmöglichkeiten anfragen und buchen. 

Wie lange wart ihr unterwegs und was für eine Strecke habt ihr zurückgelegt?

Jessi: Insgesamt waren wir 7 Tage unterwegs und haben knapp 200 km zurückgelegt - täglich im Schnitt zwischen 25-35 km.

Wie verlief eure Route?

Jessi: Start war in Friedrichshafen über das Deggenhauser Tal nach Ludwigshafen entlang am Bodensee über das Hegauer Land in den Schwarzwald bis zum Titisee.

Wo habt ihr mit den Pferden übernachtet?

Jessi: Es gibt einige Wanderreitvereine, die alle Wanderreitstationen einer Region angeben, so dass wir mithilfe des Streckenplaners abschätzen konnten, welche Übernachtungsmöglichkeiten erreichbar waren. Von einfachem Paddock und Übernachtung im Dachgiebel (bei gefühlt 40 Grad) bis komfortable Koppel mit Offenstall für die Pferde und Gasthaus für uns war alles dabei.

Was habt ihr alles erlebt?

Laura: Von wunderschönen idyllischen Waldpfaden bis beschäftigte Verkehrstrasse mit LKWs, die sehr dicht an uns vorbeirasten war alles dabei! Besonders schön war der alte Postweg mit beeindruckendem Blick ins Hegauer Land sowohl der Aufstieg zum Hochfirst mit Blick auf den Titisee. Die unterschiedlichen Übernachtungsmöglichkeiten liessen uns sehr nette Menschen kennenlernen, die wir bestimmt auf den einen oder anderem Weg erneut treffen werden. Auch spannend war die Übernachtung auf dem Hof, auf dem Sam geboren wurde - ob er sich erinnert hat? Während des Rittes fanden wir heraus, dass ihre Pferde den gleichen Großvater hatten - ob sie sich deshalb so gut verstehen? Es war einfach eine genial Zeit mit Mensch und Pferd!

Lief alles wie geplant ab oder gab es etwas unerwartetes?

Laura: Eigentlich gab es jeden Tag unerwartetes - dank der etwas unzuverlässigen Streckenplaner -App wurden wir jeden Tag aufs Neue überrascht, welcher Wanderpfad sich als asphaltierte Strasse entpuppte oder welche Strasse in Wirklichkeit eine unbegehbare Schlucht war. Einmal rieten uns zwei Wanderer von einem Weg ab und empfahlen einen anderen - vermutlich hatten wir die Abzweigung verpasst und irrten 1,5 Std auf abschüssigsten kleinen Pfaden im Wald umher auf der Suche nach dem Weg zum Bodensee runter. Wir mussten uns an schrägen Pfaden, mit steilem Abgrund an Bäumen vorbeiquetschen, wohlwissend, dass ein falscher Tritt der Pferde uns würde abrutschen lassen bzw. die Satteltaschen am Baum hängen lassen. Als wir endlich den See durch die Bäume schimmern sahen, waren wir sehr erleichtert. In anderen Situationen halfen uns die Menschen aber auch sehr mit ihren Tips.

Gab es auch unvorhergesehene Probleme?

Jessi: Eigentlich dachten wir, dass wir überall an den Dorfbrunnen Wasser für die Pferde vorfinden würden - durch die anhaltende Hitze waren diese allerdings abgestellt und so mussten wir bei Höfen oder Häusern klingeln und um Wasser bitten. Schließlich erlebten wir noch etwas, wovor jedem Reiter graust - ein Eisen war locker! Aber auch hier hatten wir mehr Glück als Verstand, wir riefen morgens bei der nächsten Übernachtungsmöglichkeit an und diese war so nett, den Schmied für abends einzubestellen, so dass wir am nächsten Tag munter Weiterreiten konnten und gewappnet waren für die Tage im Schwarzwald.

Habt ihr schon etwas neues geplant wo es als nächstes hingehen soll und wenn ja, warum dorthin?

Jessi: Da Annie trächtig ist, wird es wohl nächstes Jahr erstmal das Fohlen geben und keine längere Tour, aber der nächste längere Wanderritt kommt danach ganz bestimmt!