Vater (68) und Sohn (25) äußern sich: Tierskandal-Prozess von Bad Grönenbach: Angeklagte bedauern Zustände

14. Oktober 2022 12:13 Uhr von Katharina Knoll
Seit Ende September stehen Vater (68) und Sohn (25) wegen des Tierskandals von Bad Grönenbach vor dem Landgericht Memmingen. Ein Urteil wird wohl im November fallen. (Symbolbild)
Seit Ende September stehen Vater (68) und Sohn (25) wegen des Tierskandals von Bad Grönenbach vor dem Landgericht Memmingen. Ein Urteil wird wohl im November fallen. (Symbolbild)
WilliamCho von Pixabay

Beim Tierskandal-Prozess von Bad Grönenbach am Landgericht Memmingen gibt es eine überraschende Wendung: Die beiden Angeklagten, Vater (68 Jahre alt) und Sohn (25 Jahre alt), äußerten sich während der Verhandlung am Mittwoch zum ersten Mal zu den Vorwürfen. Sie räumten laut der Pressestelle des Landgerichts ein, dass in den Ställen nicht alles in Ordnung gewesen sei. Das bedauerten sie.  Eine Kuh wird an einem Radlader durch den Stall geschleift, eine Tier liegt schwer atmend am Boden und ein Landwirt tritt einem Kälbchen ins Gesicht: Die Bilder, die die Soko Tierschutz 2019 in einem Großbetrieb in Bad Grönenbach aufgenommen hatte, erschütterten die vermeintlich so heile Welt des Allgäus. 

Angeklagten drohen Haftstrafen

Seit Ende September müssen sich Vater und Sohn, die den betroffenen Milchviehbetrieb in Bad Grönenbach führten, vor dem Landgericht Memmingen verantworten. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft zahlreiche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vor. In jedem einzelnen Fall droht ihnen eine Freiheitsstraße von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe. Die Tatvorwürfe betreffen insgesamt 54 Kühe und Kälber. 

Gericht nimmt Beweise auf

Derzeit sei das Gericht mitten in der Beweisaufnahme, erklärte Ivo Holzinger, stellvertretender Pressesprecher des Landgerichts Memmingen auf Anfrage von all-in.de. "Das heißt, es werden die zuständige Amtstierärztin und die veterinärmedizinischen Sachverständigen bezüglich jedes der insgesamt über 50 Tiere vernommen sowie teilweise vorhandene Lichtbilder und Videos, die die Zustände in den betroffenen Tierställen belegen sollen, in Augenschein genommen."  Dabei habe dieAmtstierärztin bisher das bestätigt, was sie damals vor Ort festgestellt hatte.  Auch die ermittelnden Polizeibeamten werden noch vor Gericht aussagen. "Es gibt jede Menge Zeugen", so Holzinger. Bisher seien Anklage und Staatsanwaltschaft 17 Tiere durchgegangen. 

Angeklagte wollen Stellung beziehen

Die beiden Angeklagten schwiegen bis jetzt vor Gericht. Doch das änderte sich am Mittwoch. Als sie sich während der Verhandlung Fotos und Videos anschauten, die die katastrophalen Zustände in ihrem Betrieb beweisen sollten, gaben sie zu, dass in den Ställen nicht alles in Ordnung gewesen sei. Sie bedauerten, dass es so weit gekommen sei. Außerdem kündigten sie an, dass sie über ihre Verteidiger Stellung zu den Vorwürfen beziehen wollen.

Urteil wird im November erwartet

Wenn sie in dem Zug nicht gerade ein vollständiges Geständnis ablegen, wird der Prozess wohl länger dauern als anfangs gedacht. Eigentlich hätte der Richter am 28. Oktober das Urteil sprechen sollen. Weil aber krankheitsbedingt noch nicht alle Zeugen wie geplant vor Gericht aussagen konnten, wird im November wohl weiter verhandelt, informierte Holzinger. "Im Laufe des Novembers wird ein Urteil erwartet." Wann den Betreibern der anderen beiden Milchviehbetrieben, die ebenfalls in den Tierskandal verwickelt sind, der Prozess gemacht wird, ist noch unklar. Aktuell seien noch keine Termine anberaumt. Damit sei im Verlauf des kommenden Jahres zu rechnen, sagte Holzinger.