Gericht: Prozess zum Tierskandal in Bad-Grönenbach - "Es waren immer die anderen Schuld"

25. Oktober 2022 16:16 Uhr von Redaktion all-in.de
Im Prozess rund um den Tierskandal in Bad Grönenbach hat das Gericht heute mehrere Zeugen verhört.
Im Prozess rund um den Tierskandal in Bad Grönenbach hat das Gericht heute mehrere Zeugen verhört.
Fabian Mayr

Im Prozess rund um den Tierskandal in Bad Grönenbach hat das Gericht heute mehrere Zeugen verhört. Die beiden Angeklagten, ein 25-jähriger und ein 68-jähriger Landwirt, nahmen die Aussagen unterschiedlich auf. 

Prozess zum Tierskandal Bad Grönenbach: Angeklagte äußern sich

Überdurchschnittlich viele tote Tiere

Zunächst sagte eine Amtstierärztin vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit aus. Sie hatte die drei betroffenen Höfe besucht und schilderte ihre ersten Eindrücke. Laut Aussage der Tierärztin waren die Tiere auf den Höfen in mehreren Fällen in schlechtem Zustand. Sie habe mehrere tote Kälber entdeckt, eines in einer dunklen Ecke des Stalls. Taugliche Krankenbuchten, in der kranke und verletzte Tiere isoliert werden, soll es laut ihrer Aussage nicht gegeben haben. Sie kritisierte auch die massive Überbelegung der Ställe und Kälberiglus. Grund für die Kontrollen der Höfe soll unter anderem eine erhöhte Zahl an toten Tieren gewesen sein, die von der Kadaverbeseitigung abgeholt wurden. Jährlich wurden von den betroffenen Höfen demnach fast 200 tote Tiere abgeholt, was deutlich über einem Normalwert liege.

Tiere schlecht gefüttert

Zweiter Zeuge an diesem Prozesstag war ein Landwirt, der seinen Hof im Jahr 2019 an den jüngeren der beiden Angeklagten verpachtet hatte. Die Pacht wurde mit einem Jahr Probezeit vereinbart. Zu diesem Zeitpunkt soll es bereits ein Tierbetreuungsverbot gegen den 25-Jährigen gegeben haben. Wegen unterschiedlicher Philosophien wurde der Pachtvertrag aber noch vor Ablauf des Probejahres von dem 25-jährigen Landwirt beendet. Der Angeklagte soll besonders beim Bezahlen der Rechnungen immer wieder im Verzug gewesen sein und so Probleme mit seinen Lieferanten bekommen haben.

Tierskandal-Prozess von Bad Grönenbach: Angeklagte bedauern Zustände

Rinder bekamen nicht genug Kraftfutter

Auch der Zustand der Tiere soll sich nach der Übernahme durch den 25-jährigen Landwirt verschlechtert haben. So soll es vorgekommen sein, dass die Tiere mehrere Tage lang kein Kraftfutter bekommen hätten. Zwar sollen die Tiere jederzeit ausreichend Futter bekommen haben, es komme dabei aber nicht nur auf die Menge, sondern auch auf die Zusammensetzung an. "Tierwohl beginnt bei der Fütterung", so der Zeuge. Der Verpächter sprach den jungen Landwirt zwar darauf an, doch laut Aussage "waren immer die anderen Schuld". 

Was geschah mit der Kiesgrube?

Im weiteren Verlauf des Prozesses wurden Zeugen zum Thema der Kiesgrube auf dem landwirtschaftlichen Anwesen befragt. Hier hätte eine Biogasanlage entstehen sollen, weshalb ein Loch ausgehoben wurde. Später soll hier Bauschutt kostengünstig entsorgt worden sein. Auch nach mehreren Zeugenbefragungen von Unternehmern, LKW-Fahrern und Nachbaren zeichnete sich ein unklares Bild mit mehreren Wiedersprüchen ab. Während der ältere der beiden Angeklagten die Zeugenvernehmungen zum Thema Kiesgrube ruhig verfolgte, machte sich der 25-Jährige immer wieder Notizen, besprach sich mit seinem Anwalt und schüttelte den Kopf. 

Prozess wird fortgesetzt

Eigentlich sollte noch in dieser Woche ein Urteil in diesem Fall gesprochen werden. Durch Verzögerungen und Nachladungen von Zeugen ist ein Prozessende aktuell allerdings noch nicht abzusehen. Der nächste Prozesstag ist für Mittwoch, den 26. Oktober angesetzt. Der vorsitzende Richter kündigte weiter an, dass die Angeklagten am Donnerstag, den 27. Oktober Angaben zur Person machen werden. Das hatten sie bisher verweigert.

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