Winter: Das Bayerische Rote Kreuz gibt Tipps: So schützen Sie Ihr Kind richtig vor der Kälte

14. Dezember 2022 06:47 Uhr von Bayerisches Rotes Kreuz BRK Oberallgäu
Draußen spielen im Winter? Kein Problem, wenn Eltern auf ein paar Dinge achten!
Draußen spielen im Winter? Kein Problem, wenn Eltern auf ein paar Dinge achten!
Dmitriy Gutarev auf Pixabay

Die meisten Kinder lieben es, im Schnee zu toben. Doch bei tiefen Minustemperaturen sollte man einige Vorkehrungen treffen, um die Kleinen vor Erfrierungen und Unterkühlung zu schützen. Frank Schönmetzler vom Bayerischen Roten Kreuz im Kreisverband Oberallgäu sagt, worauf man achten sollte, damit der Aufenthalt draußen zum ungetrübten Genuss wird.

Draußen bei Kälte: Allgemeinzustand beachten

„Grundsätzlich schadet kalte Luft Kindern nicht. Im Gegenteil: kühle, frische Luft trägt dazu bei, das Immunsystem zu stärken“, sagt Frank Schönmetzler, Ausbildungsleiter beim BRK Oberallgäu. „Auch bei Erkältungen mit Halsschmerzen oder Schnupfen kann es durchaus wohltuend sein, eine Weile an die frische Luft zu gehen. Husten wird in der Kälte allerdings oft schlimmer, dann sollte man von langem Draußensein absehen. Generell muss man auf den Allgemeinzustand des Kindes achten. Meist ist schnell klar, ob das Kind trotz des Infekts Bewegungsdrang hat oder schlapp und krank in den Seilen hängt. Bei einer Grippe ist Bettruhe angesagt.“

Haut schützen

Frank Schönmetzler hat einige Tipps zum richtigen Kälteschutz auf Lager: „Wichtig ist es, die Gesichtshaut des Kindes zu schützen. Denn diese ist sehr viel dünner als die eines Erwachsenen, trocknet leicht aus und wird rissig. Zur Vorbeugung helfen spezielle Kältecremes oder Wind und Wetter-Cremes für Kinder. Verwenden Sie keine Cremes mit einem hohen Feuchtigkeitsgehalt! Die enthaltene Feuchtigkeit kann auf dem Gesicht gefrieren und die Haut schädigen. Besser sind Cremes mit hohem Fettgehalt und Wirkstoffen wie Bienen- und Wollwachs. Wenn die Sonne scheint, unbedingt an einen Sonnenschutz denken! Gerade im Winter wird die Intensität der UV-Strahlung leicht unterschätzt. Vor allem in hohen Lagen, etwa beim Skifahren, droht dann ein Sonnenbrand.“

Bekleidung: Zwiebellook hilft

Was die Kleidung angeht, dürfe diese weder zu dünn noch zu dick sein. „Hier meinen es viele Eltern zu gut und die Kinder kommen draußen ins Schwitzen. Dadurch steigt die Erkältungsgefahr“, weiß er. „Um die richtige Balance zu finden, eignet sich der Zwiebellook, das heißt, mehrere dünne Kleidungsstücke übereinander. Die verschiedenen Schichten bilden ein wärmendes Luftpolster und die Luft kann zirkulieren. Zudem können einzelne Schichten abgelegt werden, ehe es zu warm wird. Warme, wasserdichte Handschuhe bewahren vor Erfrierungen an den Händen. Warm gefütterte Stiefel, in die oben kein Schnee hineinfallen kann, schützen die Füße. Da die meiste Körperwärme über den Kopf verloren geht, ist bei Minusgraden eine Mütze unerlässlich.“

Auf Unterkühlung achten

Frank Schönmetzler warnt: „Wenn die Kinder zu lange oder bei starken Minusgraden draußen sind und die Kleidung feucht oder nass wird, kann es zu Unterkühlungen oder auch Erfrierungen kommen. Von Unterkühlung spricht man, wenn die Temperatur unter 35°C fällt. Bei unter 30°C besteht Lebensgefahr.“ Er erklärt, woran man eine Unterkühlung und Erfrierungen erkennt und gibt Tipps zur Ersten Hilfe.

Symptome Unterkühlung oder Erfrierung

Unterkühlung:

  • Kältezittern
  • leichte Unterkühlung: schnellere Atmung und Herzschlag, Kind ist unruhig
  • schwere Unterkühlung: Atmung verlangsamt sich, Muskelstarre tritt ein, Schmerzempfinden lässt nach, zunehmende Müdigkeit, Bewusstlosigkeit

Erfrierungen:

  • Gefühllosigkeit/Taubheitsgefühl in den betroffenen Körperteilen (häufig Finger, Zehen, Nase, Ohren und Wangen)
  • betroffene Körperteile sind kalt, zunächst weich und schmerzhaft, später hart und gefühllos
  • betroffene Körperteile sind bläulich-rot, später weiß-gelb oder weiß-grau
  • an den Füßen: Gefühl, als ob die Schuhe zu klein wären

Frank Schönmetzler: „Wenn gleichzeitig mit der Erfrierung eine Unterkühlung vorliegt, ist die Behebung der Unterkühlung vorrangig! Bei Bewusstlosigkeit besteht immer die potenzielle Gefahr eines Kreislaufstillstandes. Darum muss schnellstmöglich gehandelt werden!

Erste Hilfe-Maßnahmen

Bei Unterkühlung:

  • bei schwerer Unterkühlung: Notruf 112!
  • nasse, kalte Kleidung entfernen und Körper in warme (Rettungs-) Decken wickeln, weitere Kälteeinwirkung vermeiden
  • Kind an einen warmen Ort bringen. ACHTUNG! Keinesfalls aktive Wärme z. B. durch Reiben oder Wärmflasche zuführen, sonst gelangt das kalte Blut aus Armen und Beinen in den Körperkern. Es droht ein Kreislaufstillstand!
  • wenn das Kind bei Bewusstsein ist: warme, gut gezuckerte Getränke wie z. B. Tee verabreichen
  • Kind bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes beruhigen, betreuen, trösten und beobachten (möglichst auch die Körpertemperatur)
  • bei Bewusstlosigkeit und normaler Atmung: stabile Seitenlage
  • bei fehlender Atmung/fehlendem Herzschlag: Herzdruckmassage und Beatmung (im Wechsel 30:2) bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes!

Bei Erfrierungen:

  • erfrorene Körperregionen nicht bewegen
  • enganliegende Kleider und Schuhwerk öffnen
  • durch Körperwärme des Helfers eine Erwärmung versuchen (jedoch nicht bei hart gefrorenen Körperteilen)
  • Kind auffordern, Gliedmaßen zu bewegen, ABER passive Bewegung durch Dritte muss unbedingt unterbleiben!
  • KEINE aktive Wärme (z.B. durch Reiben oder Wärmflasche) zuführen! Lebensgefahr!
  • warme, gezuckerte Getränke geben