Grüner Strom: Mehr Windkraft im Allgäu: Landkreise suchen nach neuen Flächen für Windräder

9. Januar 2023 10:34 Uhr von Katharina Knoll
Aufgrund neuer Gesetze soll die Windkraft auch im Allgäu ausgebaut werden. Der Regionale Planungsverband Allgäu untersucht derzeit, wo das in der Region möglich wäre. (Symbolfoto)
Aufgrund neuer Gesetze soll die Windkraft auch im Allgäu ausgebaut werden. Der Regionale Planungsverband Allgäu untersucht derzeit, wo das in der Region möglich wäre. (Symbolfoto)
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Bayern will in Sachen Windenergie nachziehen. Derzeit stehen im Freistaat gerade einmal 1.136 Windräder. Für Deutschlands größtes Bundesland ist das nicht gerade viel. Doch im Zuge der Lockerung der 10H-Regel Mitte November und dem "Wind-an-Land"-Gesetz, das am 1. Februar 2023 in Kraft tritt, soll der Freistaat aufholen. Deshalb sucht auch der Regionale Planungsverband Allgäu zusammen mit den Städten und Gemeinden nach Flächen, wo neue Windräder im Allgäu aufgestellt werden könnten.

42 Windräder im Ober- und Ostallgäu

Nach Angaben des Regionalen Planungsverbands Allgäu dürfen derzeit auf gerade einmal 0,1 Prozent der Regionsfläche (ohne das Unterallgäu) Windräder stehen. Aktuell produzieren im Ober- und Ostallgäu nur 42 Windräder grünen Strom. Das soll deutlich mehr werden. Die neue Gesetzgebung sieht vor, dass das Allgäu bis 2027 mindestens 1,1 Prozent der Regionsfläche als Vorranggebiete für Windenergie ausweist. Bis 2034 sollen es voraussichtlich 1,8 Prozent sein, informiert Irene Marquart vom Regionalen Planungsverband auf Anfrage vonall-in.de. Wie viele neue Windräder es dann im Allgäu geben wird? "Das ist ganz schwer zu sagen", so Marquart. Das hänge ganz entscheidend von der Topographie ab. Deshalb könne man auch nicht die zur Verfügung stehende Fläche 1:1 auf die Anzahl der Windräder ummünzen. 

Suchräume: Ein Schwerpunkt im Norden

Auch ist nicht klar, wo genau die neuen Windräder aufgestellt werden. Neben den "weißen Flecken", die es ohnehin noch im Allgäu gibt, hat der Planungsverband weitere Suchräume ermittelt, die verstreut über dem Allgäu liegen. Ein Schwerpunkt befindet sich jedoch im nördlichen Regionsgebiet. 

Viele Fragen sind zu klären

"Es gibt einige Dinge, die wir noch nicht wissen und versuchen abzufragen", informiert Marquart. Beispielsweise in Sachen Naturschutz. Hier fehlen derzeit noch viele Vorgaben von Bund und Land. Dürfen Windanlagen in der Nähe von Schwarzstorch-Horsten oder im Gebiet der Moorallianz stehen? Dürfen Windräder an militärische Anlagen grenzen? Und wie schaut es eigentlich mit dem Drehfunkfeuer in Kempten-Leubas aus? Muss dort weiterhin ein Abstand von 15 Kilometer eingehalten werden oder reichen auch sieben Kilometer? All das sind Fragen, die der Planungsverband versucht zu klären.  Außerdem überprüft er, welche Weiler im Allgäu überhaupt noch bewohnt sind. Schließlich müssen Windräder auch einen gewissen Abstand zu Siedlungen einhalten - ein ungenutztes Potential, sollten diese Häuser tatsächlich leer stehen. "Das ist sehr aufwändig und mühsam", erklärt Marquart.

Keine größeren Windkraftanlagen im Süden

Ohnehin für größere Windkraftanlagen ausgeschlossen ist der gesamte Süden ab Kempten. "Da gibt es so viele Belange, die dagegen sprechen, dass es keinen Sinn macht, sich über größere Anlagen Gedanken zu machen", erklärt sie. Eine hohe Dichte an Biotopen und andere Schutzgebiete verhindern dort größere Windräder. Und direkt an den Alpen machen die Berge der Windkraft einen Strich durch die Rechnung. "Die Berge schirmen die mittleren Winde ab", erklärt Marquart. Übrig bleiben böige Fallwinde oder zu schwache Lüftchen. Daneben sind die Täler zu dicht besiedelt und die Berg zu schlecht erschlossen für Windkraftanlagen. Trotzdem hat sich der Planungsverband auch diese Gebiete näher angeschaut. 

Verfahren wird sich bis mindestens 2024 ziehen

"Konkrete Flächen gibt es also noch nicht und es wird schon mindestens bis 2024 dauern, bis wir mit dem Verfahren durch sind", lautet Marquarts Fazit. Dem Verband sei klar, dass es hier vorwärtsgehen müsse und gebe deshalb beim Fortschreibungsverfahren Gas. Bei den meisten Bürgermeistern und Landräten im Planungsgebiet herrscht indes Aufbruchsstimmung.