"Viel Engagement": Das Unterallgäu zieht Bilanz von seinen Klimaschutzmaßnahmen

28. Januar 2023 19:52 Uhr von Redaktion all-in.de
Auch in diesem Jahr sollen wieder Bäume für den Klimaschutz im Unterallgäu gepflanzt werden.
Auch in diesem Jahr sollen wieder Bäume für den Klimaschutz im Unterallgäu gepflanzt werden.
picture alliance/dpa | Soeren Stache

Was der Landkreis Unterallgäu im vergangenen Jahr alles für den Klimaschutz getan hat, stellte jetzt Klimaschutzmanagerin Sandra ten Bulte im Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz des Unterallgäuer Kreistags vor. Außerdem informierte sie die Räte darüber, welche Projekte und Angebote es in diesem Jahr geben soll. 

Schulen wurden als Bayerische Klimaschule ausgezeichnet

So wurden die Staatliche Berufsschule Mindelheim mit ihren Außenstellen in Bad Wörishofen und Memmingen sowie die Beruflichen Schulen Bad Wörishofen im vergangenen Jahr als Bayerische Klimaschule ausgezeichnet. Die Schulen erhielten die Zertifizierung in Gold. Wer Klimaschule werden möchte, kann sich auch in diesem Jahr von der Fachstelle für Klimaschutz beraten lassen. Auch das Bildungsprogramm „Prima Klima Kids“, das Planspiel Energiespardorf sowie der Schul-Wettbewerb „Bewegter Wandertag“ gehen weiter. Dabei handelt es sich um Angebote, die die Fachstelle für Klimaschutz in Kooperation mit Partnern anbietet. An den 43 Bildungsmodulen von „Prima Klima Kids“ des Bund Naturschutz haben im vergangenen Jahr insgesamt 840 Kinder teilgenommen. Die dazugehörende Ausstellung für Schulen und Gemeinden hat im vergangenen Jahr den Bayerischen Klimaschutzpreis erhalten. Sie kann auch heuer ausgeliehen werden. 

Informationsangebote zum Thema Photovoltaik

Im Zuge der Solaroffensive des Landkreises fanden im vergangenen Jahr Informationsveranstaltungen und Beratungen für Bürger und Gemeinden zum Thema Photovoltaik statt. Diese Angebote soll es auch in diesem Jahr geben, informierte Sandra ten Bulte. Dieses Mal können sich auch Unternehmen beraten lassen. Für das Pilotprojekt „Agri-PV“ wurde 2022 die Gemeinde Wolfertschwenden ausgewählt. Dabei soll untersucht werden, wie Flächen gleichzeitig für die Landwirtschaft und für die Sonnenstromerzeugung genutzt werden können. Ob das eigene Hausdach für Anlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung geeignet ist, können Bürger mit Hilfe des Solarpotentialkatasters überprüfen, das ihnen weiterhin zur Verfügung steht. 

Wärmeoffensive weiter vorantreiben

Der Landkreis möchte auch seine Wärmeoffensive weiter vorantreiben. 2022 fand eine umfangreiche Veranstaltungsreihe zum Thema Wärmeplanung und Wärmenetze statt. Weitere Veranstaltungen zu diesem Thema sollen folgen. Auch die Beratungsaktion „Check Dein Haus“ geht weiter. Im vergangenen Jahr wurden dabei 249 Bürger zum Thema Sanierung beraten. In diesem Jahr sind die Beratungen, die nach und nach im gesamten Landkreis angeboten werden sollen, in Mindelheim, Markt Rettenbach, Sontheim und der Verwaltungsgemeinschaft Dirlewang geplant.

Weitere Bäume sollen gepflanzt werden

Erneut angeboten werden soll heuer die Aktion „Mehr Bäume für den Klimaschutz“, bei der 2022 rund 230 Bäume im Landkreis gepflanzt wurden. Außerdem möchte der Landkreis einen Leitfaden für Kommunen und Planer zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung im Baubereich erstellen. Um die Gemeinden beim Ausbau der regionalen Energieversorgung zu unterstützen, soll der Landkreis klären, ob die Gründung einer Energiegesellschaft helfen könnte. Darüber hinaus zeigte Sandra ten Bulte auf, dass der Klimaschutz nicht nur in der gleichnamigen Fachstelle, sondern in der gesamten Kreisverwaltung eine große Rolle spielt - angefangen bei der Beschaffung von nachhaltigem Büromaterial bis hin zum umweltfreundlichen Bauen.

Eine "beachtliche Bilanz"

Landrat Alex Eder (Freie Wähler) sprach von einer beachtlichen Bilanz und von viel Engagement, das für den Klimaschutz aufgebracht werde. Dass das Unterallgäu auf dem richtigen Weg sei, würden auch Daten aus dem Energie-Atlas Bayern zeigen. Demnach sei der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch im Landkreis in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Den aktuellsten Daten von 2020 zufolge lag dieser bei 75 Prozent. Bei der Wärme betrug der Anteil 20 Prozent und blieb damit unverändert gegenüber dem Vorjahr. Die eigene Stromerzeugung mit Photovoltaikanlagen baue der Landkreis laut ten Bulte Stück für Stück weiter aus. 2021 haben die zehn Anlagen des Kreises rund 280.000 Kilowattstunden Strom erzeugt, weitere Anlagen sollen hinzukommen. 

Landkreis schreibt sein Klimaschutzkonzept fort

Darüber hinaus schreibt der Landkreis Unterallgäu sein Klimaschutzkonzept fort. Der Umweltausschuss sprach sich dafür aus, den jährlichen Klimaschutz-Arbeitsplan der Kreisverwaltung um weitere Maßnahmen und längerfristige Ideen zu ergänzen. Dazu sollen die Mitarbeiter prüfen, ob Ideen aus dem bisherigen Konzept, die noch nicht realisiert wurden, aufgegriffen werde könnten und ob weitere Projekte möglich wären. Bei Bedarf sollen auch externe Personen - zum Beispiel aus dem Landkreisenergieteam - beteiligt werden.

Jährliche Aktualisierung

Das neue Konzept soll außerdem jährlich aktualisiert und so aufbereitet werden, dass es auch für die Bevölkerung gut verständlich ist. Außerdem sollen Interessierte dort nachschlagen können, wie hoch der Energieverbrauch im Unterallgäu ist und welchen Anteil die erneuerbaren Energien haben. Daneben soll bekannt gemacht werden, wie viele der Maßnahmen bereits umgesetzt wurden. Die Fraktionsgemeinschaft von SPD und FDP im Kreistag hatte beantragt, das Klimaschutzkonzept aus dem Jahr 2012 fortzuschreiben. Dieses war 2015 von einem jährlichen Arbeitsprogramm mit verschiedenen Maßnahmen abgelöst worden.

Landkreis soll seine Emissionen senken

Außerdem befürwortete der Umweltausschuss, dass der Landkreis Unterallgäu sich weiterhin dafür einsetzen soll, dass die Emissionen aus seinen Gebäuden und den Verwaltungstätigkeiten sinken. Dazu gehören neben dem Strom- und Wärmeverbrauch auch die Emissionen aus dem Fuhrpark. Der Beschluss basierte auf einem Antrag der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Die hatte sich dafür ausgesprochen, dass die Kreisverwaltung mit ihren Liegenschaften bis 2030 klimaneutral wird. Der Umweltausschuss beschloss, dass die Verwaltung prüfen soll, ob weitere interne Maßnahmen umgesetzt werden können, die über das bisherige Engagement hinausgehen. Der Ausschuss lehnte es jedoch ab, ein „Label“ mit der dafür notwendigen Bilanzierung und Kompensation anzustreben.