Mehr Sachschaden als Beute!: Neue Details nach Festnahmen: 50 Geldautomaten-Sprengungen in einem Jahr

2. Februar 2023 11:53 Uhr von dpa
Harald Pickert (l-r, Präsident des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA), Joachim Herrmann (CSU), Innenminister von Bayern, Georg Eisenreich (CSU), Justizminister von Bayern, und Andreas Stenger, Präsident des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, nehmen im Landeskriminalamt (LKA) an einer Pressekonferenz teil. Im Hintergrund steht ein gesprengter Geldautomat. Die Staatsanwaltschaft Bamberg, das Bayerische Landeskriminalamt und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg ermitteln seit mehreren Monaten zusammen mit den niederländischen Behörden gegen eine Gruppierung, der vorgeworfen wird, seit 2021 von den Niederlanden aus kommend in Bayern und Baden-Württemberg zahlreiche Geldautomaten gesprengt zu haben
Harald Pickert (l-r, Präsident des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA), Joachim Herrmann (CSU), Innenminister von Bayern, Georg Eisenreich (CSU), Justizminister von Bayern, und Andreas Stenger, Präsident des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, nehmen im Landeskriminalamt (LKA) an einer Pressekonferenz teil. Im Hintergrund steht ein gesprengter Geldautomat. Die Staatsanwaltschaft Bamberg, das Bayerische Landeskriminalamt und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg ermitteln seit mehreren Monaten zusammen mit den niederländischen Behörden gegen eine Gruppierung, der vorgeworfen wird, seit 2021 von den Niederlanden aus kommend in Bayern und Baden-Württemberg zahlreiche Geldautomaten gesprengt zu haben
Sven Hoppe/dpa

Seit letztem Jahr gibt es in Bayern immer wieder Meldungen über Geldautomatensprengungen. Auch im Allgäu schlagen die unbekannten Täter immer öfter zu, so wie vergangenen Monat in Erkheim. Jetzt ist Ermittlern aus Süddeutschland ein großer Erfolg gelungen. Weitere Details hat das Bayerische Landeskriminalamt am heutigen Donnerstag in einer Pressekonferenz bekanntgegeben. 

Geldautomatensprenger schon seit über einem Jahr aktiv

Den süddeutschen Ermittlern ist demnach ein Schlag gegen eine niederländische Bande gelungen, die hierzulande mehr als 50 Geldautomaten gesprengt und dabei 5,2 Millionen Euro erbeutet haben soll. "Es handelt sich hierbei um eine der größten Aktionen gegen Geldautomatensprenger in den Niederlanden", teilten die Landeskriminalämter Bayern und Baden-Württemberg sowie die Staatsanwaltschaft Bamberg gemeinsam am Donnerstag in München mit. Mit Ausnahme eines Falls in Thüringen hatten sich die seit November 2021 aktiven Täter nach aktuellem Ermittlungsstand stets Geldautomaten in den beiden süddeutschen Bundesländern ausgesucht.

9 Festnahmen am Montag

Am Montag hatten die Beamten bei einer Razzia in den niederländischen Provinzen Utrecht und Limburg sowie in Belgien in Zusammenarbeit mit der dortigen Polizei 16 Gebäude durchsucht. Dabei wurden neun per Haftbefehl gesuchte Männer im Alter von 25 bis 41 Jahren festgenommen. Nach drei weiteren wird aktuell noch gefahndet. "Außerdem wurden neun vorbereitete Sprengstoffpakete entdeckt", sagte Einsatzleiter Jürgen Harle vom Bayerischen Landeskriminalamt.

Über 6 Millionen Euro Sachschaden!

"Die Täterinnen und Täter sprengen sich völlig rücksichtslos den Weg zum Geld frei, riskieren das Leben unbeteiligter Menschen und zerstören Gebäude", teilte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) anlässlich der Festnahmen mit. Der Sachschaden sei dabei regelmäßig höher als die Beute. Bei der aktuellen Serie beläuft er sich den Angaben zufolge auf 6,5 Millionen Euro.

37 gesprengte Automaten in Bayern

Das Phänomen der Automatensprengung ist den Ermittlern inzwischen gut bekannt: 2022 machten sich die Täter an 37 Geldautomaten im Freistaat zu schaffen. Dabei zog das Geschehen im Jahresverlauf deutlich an, das bayerische LKA registrierte zuletzt im Durchschnitt etwa drei Fälle pro Monat. Und auch im Vergleich zu den Vorjahren müssen die bayerischen Fahnder wieder deutlich häufiger zu den teils völlig zerstörten Tatorten ausrücken: Registrierten die Beamten 2019 noch 27 Fälle, zählten sie im Jahr darauf 24 Attacken und 2021 gar nur 17 Sprengungen. Wobei die Ermittler vermuten, dass der zwischenzeitliche Rückgang Folge der Ausgangsbeschränkungen und anderer Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie war.

Täter nutzen immer gefährlichere Sprengstoffe

Bundesweit waren 2022 bis Anfang Dezember rund 450 Geldautomaten gesprengt worden, wie die "Welt am Sonntag" seinerzeit unter Berufung auf Teilnehmer der Innenministerkonferenz berichtet hatte. Auch in anderen Bundesländern sind die laut Bundeskriminalamt oft aus den Niederlanden stammenden Banden ein handfestes Problem, im benachbarten Nordrhein-Westfalen etwa. Dabei zeigt sich bundesweit der Trend, dass die Täter vermehrt feste Explosivstoffe verwenden. Diese Explosionen haben ein deutlich höheres Gefahrenpotenzial als die zuvor meist verwendete Methode der Sprengung durch eingeleitetes Gas. Banken und Sparkassen gehen deshalb inzwischen vermehrt dazu über, ihre Geldautomaten mit technischen Mitteln stärker zu sichern oder den Zugang zu ihren Vorräumen in den Nächten gleich ganz zu blockieren.